Das spitzgiebelige Einfamilienhaus in einer Seitenstraße östlich der Innenstadt von Wiesbaden macht einen unscheinbaren Eindruck. Vor der Tür parkt – jedenfalls am Dienstag vergangener Woche – ein grauer Ford Fiesta. Das Modell wird seit 16 Jahren nicht mehr gebaut.
Kurz: Das Haus in der hessischen Hauptstadt lässt keinen besonderen Reichtum vermuten. Und doch war der Hausherr dieser eher unspektakulären Bleibe im März 2017 in der Lage, der FDP sage und schreibe 200.000 Euro zu spenden. So meldete es die Partei dem Bundestagspräsidenten. Es war die drittgrößte Einzelspende, die die Freidemokraten in diesem Jahr bisher eingeheimst haben. Nur Lutz Helmig – der Gründer der Helios-Kliniken – und eine mit dem Pizzakönig und Klinikbetreiber Ernst Freiberger verbundene Firma zahlten mit je 300.000 Euro mehr.
„IT-Unternehmer“ spendet der FDP 200.000 Euro
Gleich nach diesen zwei bekannten Namen folgte als Großspender also Alexander Mecking. Und über ihn ist so gut wie nichts bekannt. Er sei „IT-Unternehmer“, schrieb die „Allgemeine Zeitung“ in Mainz im August. Nach Angaben des Autors kam die Info aus der FDP Rheinland-Pfalz. Der dortige Landesverband war auch der Empfänger der Spende.
Nur ist dieser Alexander Mecking kein IT-Unternehmer. Schon in den einschlägigen Verzeichnissen deutscher Firmen findet sich nirgends sein Name. Zwar gibt es einen Alexander Mecking, der auf diesen Namen mehrere Webseiten angemeldet hat. Aber dahinter steckt ein Namensvetter, der 80 Autokilometer weiter südlich in Mannheim lebt. Er habe nichts mit der Spende an die FDP zu tun, versichert der dortige Alexander Mecking: „Ich hätte gerne so viel Geld.“
„Ich kann Geld drucken“
Zurück also nach Wiesbaden. In älteren Telefonverzeichnissen findet man noch eine Festnetz-Nummer für den dortigen Alexander Mecking. Anruf am Dienstag vergangener Woche. Er ist selbst am Apparat. Wie er es geschafft hat, sich 200.000 Euro für die FDP abzusparen? „Ich habe Drucker gelernt“, sagt Mecking mit deutlich erkennbarem hessischen Akzent: „Ich kann Geld drucken.“
Wie bitte? Und warum hat er all den angeblich selbst gedruckten Zaster den Liberalen überwiesen? „Ich wollte das Geld loswerden“, sagt er in bitterernstem Ton. Er habe ja genug davon. Gleich am nächsten Tag werde er sich „ein neues Auto“ zulegen: „Ich habe mir dieses Jahr schon elf neue Autos gekauft“, versichert er.
Was hält Alexander Mecking von der FDP?
Und der alte Fiesta vor der Tür? Ach der! Der gehöre einer Bekannten seiner Lebensgefährtin, versichert Mecking. Ob der Anrufer denn noch weitere Frage habe, will er wissen. Ja! Was hält Mecking eigentlich von der FDP? Die Frage gefällt ihm nicht. „Das reicht jetzt“, antwortet der FDP-Großspender. Er sei gerade beim Mittagessen.
Neuer Versuch zwei Tage später. Wieder ist Mecking am Apparat. Das mit dem Gelddrucken sei „ein Scherz“ gewesen, versichert er nun. Das Metier, das er gelernt habe, sei der Buchdruck. Wie hat er das Geld also erworben? „Das kann ich Ihnen nicht sagen“, bedauert er. Auch zu den Gründen für seine Großzügigkeit gegenüber den Liberalen will er weiter nichts sagen.
Rentner statt IT-Unternehmer
Immerhin: Mecking bestätigt definitiv, dass er keinesfalls IT-Unternehmer sei. Das sei „Quatsch“, sagt Mecking. Tatsächlich ist der Wiesbadener bereits 73 Jahre alt und Rentner – und konnte sich trotzdem irgendwie die 200.000 Euro absparen. Altersarmut? Hier kein Thema.
Hat Mecking die Spende womöglich einfach für einen Dritten an die FDP weitergeleitet? Für jemanden, der wirklich reich ist, aber nicht in Erscheinung treten will? Nein, sagt Mecking, „es ist mein eigenes Geld“.
Diskussionen um FDP-Spendenpraxis
Rechtlich ist damit also alles in Ordnung. Umwegspenden sind hingegen verboten, weil laut Gesetz Parteispender eben gerade nicht anonym bleiben sollen. Kritische Fragen zur Spendenpraxis der FDP hatte es immer wieder gegeben. Im Juni 2009 kam etwa erst durch Recherchen des stern ans Licht, dass hinter Großspenden einer weithin unbekannten Düsseldorfer Firma namens Substantia AG an die FDP der Milliardär und Mövenpick-Miteigentümer August von Finck steckte. Das war zwar legal, aber es sorgte für Diskussionen.
„Keinerlei Anlass, Spender in Zweifel zu ziehen“
Der heutige FDP-Chef Christian Lindner steht nach eigenen Worten für einen Neuanfang. Gab es nun Gründe für die FDP, sich über die Herkunft der Gelder des Spenders Alexander Mecking zu vergewissern?
Nein, sagt eine FDP-Sprecherin in Berlin: „Es gibt keinerlei Anlass, ihn als Spender in Zweifel zu ziehen.“ Denn der Wiesbadener sei, so die Sprecherin, „uns als Parteimitglied seit vielen Jahren bekannt“.
Aber wie entstand dann die Legende, Mecking sei IT-Unternehmer? Bei der FDP Rheinland-Pfalz – wo der Spender auch offiziell als Rentner geführt wird – bestreitet man, Urheber der Falschbehauptung zu sein. Vielleicht sei sie entstanden, weil Mecking mit Manuel Höferlin bekannt sei, sagt Hermann Wiest, Hauptgeschäftsführer der Landes-FDP. Höferlin war ihr Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, und er war auch schon als IT-Unternehmer tätig – mit mäßigem Erfolg. Zuletzt firmierte er als Geschäftsführer eines Bundesverbands mittelständischer IT-Firmen.
Hatte der Spitzenkandidat mit der Spende über 200.000 Euro zu tun? Mecking sagt, er kenne Höferlin zwar, aber nur flüchtig: „Ich weiß gar nicht, wie er aussieht.“
Vielleicht wieder nur ein Scherz?
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