NEW YORK (dpa-AFX) – Nach dem bereits durch den Ölpreisverfall torpedierten Wochenstart brauen sich auch am Dienstag über der Wall Street düstere Wolken zusammen. Der US-Leitindex dürfte gleich zum Auftakt deutlich nachgeben. Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn taxierte der Broker IG den Dow Jones Industrial bei 23 121,8 Punkten, das entspräche einem Minus von 2,44 Prozent. Zuvor waren bereits an die Kurse an den Börsen in Asien und Europa eingeknickt.

In den vergangenen zwei gewinnbringenden Wochen hatten sich die meisten Aktienmärkte noch ein großes Stück weit von dem Corona-bedingten Kurscrash erholen können. An der Wall Street aber brachten bereits am Vortag die Turbulenzen am US-Ölmarkt die hoffnungsfrohe Stimmung wieder ins Wanken.

Neben dem Ölpreis-Krieg zwischen Russland und Saudi-Arabien sorgte die Corona-Pandemie zuletzt für die deutliche Verwerfungen beim Preis für US-Öl. Angesichts sinkender Nachfrage und voller US-Läger rutschte am Vortag der an diesem Dienstag auslaufende Mai-Terminkontrakt auf US-Öl ins Minus – erstmals seit der Aufnahme des Future-Handels im Jahr 1983 hatten Käufer bei der Abnahme von Öl Geld erhalten. Diese Turbulenzen setzten sich auch am Dienstag weiter fort und sprangen auf weitere Marktsegmente über, wie etwa auf die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni.

Diese Preiskapriolen fachen nun bei Anlegern die Sorge um die bereits durch steigende Arbeitslosenzahlen bedrohte US-Wirtschaft weiter an. So geht die Furcht um, dass die teils hochverschuldeten US-Ölunternehmen in Schieflage geraten könnten und dies wiederum weitere Kreise ziehen könnte.

„Sollten diese Unternehmen ihre Ausstände nicht mehr bezahlen können, sollte man sich darum sorgen, welche Folgen das auf die Kreditmärkte und die Banken im Besonderen hat“, gab Neil Wilson von Markets.com zu bedenken. In Europa hatten Investoren am Dienstag zuvorderst Anteile an Öl-, Energie- sowie Rohstoffkonzernen aber auch die Aktien von Geldhäusern aus den Depots geworfen. Diese Branchen könnten nun auch an der Wall Street im Auge des Hurrikans stehen.

Unter den Einzelwerten stehen zudem Coca-Cola nach Zahlen im Blick. Der US-Softgetränkehersteller hatte sich im ersten Quartal zwar besser geschlagen als gedacht, rechnet aber wegen der Corona-Pandemie im zweiten Quartal mit deutlichen Einbußen. Vor allem wegen des Ausfalls gewerblicher Kunden hatte der Konzern weltweit allein seit Anfang April rund ein Viertel weniger verkauft.

Zudem haben die Investoren die bereits am Vorabend vorgelegten Zahlen des US-Computer-Riesen IBM zu verdauen. Obwohl die ersten Wochen des Quartals noch nicht vom Corona-Virus betroffen waren, meldete der Konzern deutliche Gewinneinbußen und hob seine Jahresprognosen auf. Vorbörslich ging es für die Aktie um mehr als vier Prozent abwärts.

Ebenfalls vorbörslich unter Druck gerieten die Aktien des Tabakkonzerns Philip Morris. Die Corona-Pandemie hatte die Geschäfte beim Zigaretten-Hersteller im ersten Quartal noch wenig beeinträchtigt. So konnte der Konzern Umsatz und Ergebnis steigern, rechnet aber für das Gesamtjahr mit negativen Belastungen. Anstatt der bisherigen Jahresprognose traut sich Philip Morris nun nur Aussagen zum zweiten Quartal zu.

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