Armin Laschet – unerwartet an die Macht in NRW
Armin Laschet zeigte es allen. Kaum jemand glaubte, dass der CDU-Politiker bei der NRW-Landtagswahl im Mai das Rennen gegen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) machen würde. Auch der 56-Jährige wirkte erst etwas überrascht. Der Aachener einigte sich mit der FDP binnen nicht einmal vier Wochen auf eine Koalition. Seit Sommer arbeitet Schwarz-Gelb reibungslos unter Steuermann Laschet zusammen. Auf „Nordrhein-Westfalen first“ lässt sich die Devise des CDU-Bundesvize zusammenfassen. Die Mission des Fußballfans für NRW: Bei Bildung, Sicherheit und Wirtschaft nach vorne stürmen. Der elfte NRW-Ministerpräsident stammt aus einer Bergmannsfamilie, hat drei erwachsene Kinder und ist Teamplayer.
Hannelore Kraft – tiefer Sturz nach sieben Jahren
Für Hannelore Kraft war der 14. Mai der schwärzeste Tag ihrer Politkarriere. Ihre SPD stürzte bei der NRW-Landtagswahl auf einen historisch niedrigen Wert. Die Ministerpräsidentin und „Herzdame der SPD“ war nach sieben Jahren an der Macht plötzlich raus . Dabei unterlag sie ausgerechnet dem als ungefährlich geltenden CDU-Mann Armin Laschet. Für die Sozialdemokraten war es ein herber Schlag in mehrfacher Hinsicht. Denn ihre langjährige Leitfigur warf noch am Wahlabend auch als SPD-Landesvorsitzende und Bundesvize die Brocken hin. Seitdem ist die 56-jährige Mülheimerin kaum noch präsent in der Öffentlichkeit. Was macht die Landesmutter a.D. aktuell? Sie ist einfache Landtagsabgeordnete, arbeitet im Sportausschuss mit.
Torsten Albig – der Sündenbock von der Förde
So kann man sich irren: Bis kurz vor der Landtagswahl am 7. Mai in Schleswig-Holstein fühlte sich Torsten Albig als sicherer Sieger. Die Zeichen standen auf Neuauflage der Küsten-Koalition aus SPD, Grünen und SSW (Südschleswigscher Wählerverband) – doch zwei Wochen vor der Wahl war die Stimmung gekippt. Die SPD hatte im Wahlkampf nur die Botschaft „Weiter so“. Albig verlor das TV-Duell gegen Herausforderer Daniel Günther, SPD-Chef Martin Schulz und Außenminister Sigmar Gabriel gingen auf Distanz zum Abschiebestopp der Albig-Regierung für Flüchtlinge aus Afghanistan. Ein verunglücktes Interview über das Scheitern seiner Ehe kam dazu. Als die Wahl verloren ging, war Albig für die SPD der Sündenbock und seine politische Karriere vorbei.
Daniel Günther – der unterschätzte Überflieger
Bis zur Wahl kannte außerhalb des Landes kaum jemand den Politiker aus Eckernförde. Erst im November 2016 wurde Daniel Günther CDU-Landeschef und dann auch Spitzenkandidat. Im Wahlkampf setzte der Katholik auf wenige konkrete Themen. Die SPD unterschätzte ihn und bekam die Kurve nicht mehr. Nach dem Wahlsieg bastelte Günther eine Koalition mit FDP und Grünen zusammen. Er meisterte dabei eine Krise, die Grünen lobten ihn danach fast überschwänglich. Der überraschende Erfolg in Kiel blieb in Berlin nicht unbemerkt. Bei den Jamaika-Sondierungen in der Hauptstadt war der Jamaika-Ministerpräsident aus dem Norden für viele Medien ein begehrter Gesprächspartner.
Elke Twesten – prominent für ein paar Wochen
Elke Twesten? Nie gehört! Das dürften sich auch viele Niedersachsen gedacht haben, als die Politikerin Anfang August für kurze Zeit und republikweit Shooting-Star in allen Nachrichtensendungen wurde. Die bis dahin eher unauffällige Abgeordnete aus der zweiten Reihe saß für die Grünen im Landtag. Sie wollte aber nicht mehr grün sein, sondern schwarz werden. Mit ihrem Übertritt zur CDU kippte die 54-Jährige die rot-grüne Mehrheit im Landtag von Hannover. Die für den Januar 2018 angesetzte Landtagswahl wurde auf den 15. Oktober vorgezogen. Sich selbst katapultierte die dreifache Mutter erst einmal ins politische Aus, ihre alte Partei, die Grünen, auf die Oppositionsbank.
Stephan Weil – Lichtblick im trüben SPD-Jahr
Geht doch! Ausgerechnet der eher spröde und nüchterne Niedersachse Stephan Weil verhalf der SPD zum Ende des Wahljahres noch zu einem unerwarteten Triumph. Eigentlich sollte ja erst Anfang 2018 gewählt werden. Und monatelang lag die SPD des Ministerpräsidenten in den Umfragen zum Teil deutlich hinter der CDU. Doch dann legten die Genossen unter Führung des 58-Jährigen eine fulminante Aufholjagd hin. Und standen am Abend des 15. Oktober als die großen Sieger da. Nun gilt der studierte Jurist und ehemalige Oberbürgermeister von Hannover auch auf der Berliner Bühne als Aufsteiger – zumal er nach der Wahl auch noch in Windeseile eine große Koalition mit dem alten Rivalen CDU zimmerte. Ein Vorbild für den Bund?
Horst Seehofer – Überlebenskünstler mit sieben Leben
An Horst Seehofer scheiden sich die Geister. Als Parteichef musste er 2017 die heftigste Wahlpleite der CSU verantworten. Schlappe 38,8 Prozent entsprechen weder dem Selbstbild der Partei noch den Ansprüchen des 68-Jährigen. Wer jedoch glaubt, das Ergebnis sei der Schlusspunkt unter Seehofers Karriere, der irrt. Dem erfahrenen Strategen gelingt es immer wieder, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen – immer getreu dem bayerischen Motto: Seehofer ist „a Hund“ mit den sieben Leben einer Katze. Da kommen auch nächtelange Sondierungen in Berlin nicht ungelegen, um den eigenen Führungsanspruch weiter zu betonen. Im Machtkampf mit seinem Finanzminister Markus Söder lässt Seehofer aber schließlich doch Federn. Nach wochenlangem Ringen einigen sich die Dauerrivalen Anfang Dezember darauf: Seehofer übergibt im ersten Quartal 2018 das Ministerpräsidentenamt an Söder, bleibt aber CSU-Chef.
Markus Söder – der einzige CSU-Gewinner des Jahres
Echte Sieger in der CSU muss man nach diesem Jahr mit der Lupe suchen. Doch auf einen trifft die Bezeichnung definitiv zu: Markus Söder. Nach dem Deal mit Horst Seehofer steht der 50-Jährige vor seiner bislang größten Rolle. Spätestens im Frühjahr wird er seinen Job als Finanzminister in Bayern an den Nagel hängen und als Ministerpräsident in die Münchner Staatskanzlei umziehen, in das Büro, von dem er schon lange geträumt hat.
Damit wird nach der historischen Pleite bei der Bundestagswahl ausgerechnet der Mann zum großen CSU-Gewinner, auf den lange Zeit kaum noch jemand einen Cent gesetzt hätte. Sogar Söder selbst verglich sich zwischenzeitlich mit dem britischen Dauerthronfolger Prinz Charles. Doch die Krise brachte den ehrgeizigen Franken zurück auf die Siegerstraße. Für ihn zahlte sich dabei auch aus, dass er fleißig wie kein anderer Netzwerke gepflegt, Kontakte geknüpft und Fördergeld verteilt hat – und dass die Parteibasis ihm für die 2018 anstehende Landtagswahl eine Trendwende zutraut.
Marcus Pretzell – lautstark und bedeutungslos
Der auch in den eigenen Reihen stets umstrittene Politiker Marcus Pretzell startete für die AfD mit vollmundigen Ankündigungen – und landete als Fraktionsloser ohne Einfluss. Der 44-Jährige brachte als Spitzenkandidat die rechtspopulistische Partei erstmals in den NRW-Landtag. Kurz darauf wurde er Fraktionschef. Nennenswerte Duftmarken setzte er aber nicht. Die meisten Schlagzeilen produzierte Pretzell, als er die AfD-Fraktion plötzlich verließ. Und kurz darauf auch der Partei den Rücken kehrte. Nun setzt er mit seiner Frau Frauke Petry auf das Projekt „Die Blaue Partei“. In Düsseldorf bleibt der Jurist fraktionslos tätig. Sein Doppelmandat – er ist auch Mitglied des Europaparlaments – sehen viele kritisch.
Manuela Schwesig – nach Hause zurückgekehrt
Als Bundesfamilienministerin pendelte die zweifache Mutter zwischen ihrer Heimatstadt Schwerin und Berlin. Im Sommer vorigen Jahres erkrankte dann Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschef Erwin Sellering (SPD) schwer und er wünschte sich Manuela Schwesig als seine Nachfolgerin. Sie wollte eigentlich in der Bundespolitik bleiben, strebte ein Bundestagsmandat an, und musste anfangs ein paar Tränen der Enttäuschung wegwischen. Den neuen Job in Schwerin packte Schwesig schließlich mit Entschlossenheit an.
Das erste Zeugnis fiel allerdings nicht ganz wunschgemäß aus. In einer Meinungsumfrage ging die Zustimmung zur Arbeit der Landesregierung im Vergleich zur letzten Umfrage vor zwei Jahren zurück. Bewerteten damals noch 70 Prozent das Schweriner Regierungshandeln positiv, sind es jetzt nur noch 63 Prozent.
Martin Schulz – vom Kraftmeier zum Gelackmeierten
Was war das für ein Schub für die SPD, als Sigmar Gabriel Ende Januar exklusiv im stern verkündete: Nicht er selbst, sondern Martin Schulz solle die Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat in die Bundestagswahl führen. Es schien, als wäre die alte Dame in einen Jungbrunnen gefallen: Tausende traten plötzlich in die Partei ein, die Zustimmungswerte bei Jungwählern stiegen um mehr als ein Drittel, auch insgesamt legte die SPD in den Umfragen kräftig zu. Zwischenzeitlich schien sogar eine Rot-Rot-Grüne Koalition möglich. Vom Schulz-Zug war die Rede. „Ich glaube, dass dieses Ergebnis der Auftakt zur Eroberung des Kanzleramtes ist“, erklärte der Kandidat, nachdem er Mitte März mit historischen 100 Prozent zum neuen Vorsitzenden gewählt und ins Rennen gegen Angela Merkel geschickt wurde.
Doch von da an ging es für Schulz und die SPD rasant bergab: Wahlschlappe im Saarland, in Schleswig-Holstein, in Nordrhein-Westfalen, 20,5-Prozent-Klatsche im Bund. Und als Jamaika scheiterte, wurde Schulz endgültig zum Gelackmeierten. Knapp zwölf Wochen nach seiner Absage an eine erneute große Koalition am Wahlabend findet der mittlerweile mit 81,94 Prozent wiedergewählte SPD-Chef sich plötzlich in Vorsondierungsgesprächen mit der Union wieder – und hat nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera: nochmal Groko unter Merkel, von der Union abgelehnte Koko oder Minderheitsregierung – oder Neuwahlen. Was aus Schulz wird? Das erfahren wir erst 2018. Vom nächsten Außenminister bis zum gestürzten SPD-Vorsitzenden scheint alles möglich.
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