Der belarussische politische Gefangene Ales Puschkin ist tot. Das teilten seine Frau sowie die belarussische Menschenrechtsorganisation Wjasna mit. Demnach starb Puschkin im Alter von 57 Jahren – seiner Frau zufolge „unter ungeklärten Umständen“ auf einer Intensivstation in der Stadt Grodno. Es habe zuvor noch Versuche gegeben, ihn
wiederzubeleben.
Vor allem durch eine Aktion im Jahr 1999 war der Künstler bekannt geworden, als er mit einer Schubkarre Mist vor dem Amtssitz des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko ablegte. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Wjasna war er schließlich im März 2022 wegen angeblicher Schändung von Staatssymbolen und Aufstachlung zum Hass zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt worden – Vorwürfe, die von den belarussischen Behörden häufig verwendet werden, um Kritiker des Regimes zum Schweigen zu bringen.
Puschkin verbüßte nach Angaben der Menschenrechtsaktivisten nach dem
Urteil eine mehrmonatige Lagerhaft und wurde in Einzelhaft verlegt,
bevor er Ende 2022 in das Gefängnis in Grodno überführt wurde.
Tichanowskaja würdigt Puschkin
Puschkin sei „die Verkörperung des unbeugsamen Geists des belarussischen Volkes“ gewesen, twitterte die im Exil lebende belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja. Er habe „mit seiner Kunst für die Freiheit gekämpft und ein neues Belarus ohne Tyrannei aufgebaut“. Dazu postete Tichanowskaja ein Foto des Künstlers, auf dem er vor einer Reihe aus Bereitschaftspolizisten eine weiß-rote Fahne schwenkt. Sie gilt als eines der Symbole der belarussischen Opposition.
Auf Telegram forderte Tichanowskaja zudem Menschen auf, die etwas „über den Tod von Ales wissen“, diese Informationen an seine Frau, unabhängige Medien oder Menschenrechtsaktivisten weiterzugeben.
1.500 politische Gefangene in Belarus
Lukaschenko regiert in Belarus seit 1994 und wird als „Letzter Diktator Europas“ bezeichnet. Nach offensichtlich manipulierten Wahlen im Jahr 2020 hatte es wochenlang Massenproteste gegen den Machthaber gegeben, die aber niedergeschlagen wurden. Die damalige Präsidentschaftskandidatin Tichanowskaja verließ daraufhin das Land, ihre Mitstreiterin Maria Kolesnikowa sitzt seitdem in Haft.
Nach Angaben von Wjasna gibt es in dem Land derzeit 1.500 politische Gefangene. Belarus ist auch wegen ihrer Unterstützung von Russlands Militäroffensive in der Ukraine international zunehmend isoliert.
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