Die Regierung in Sri Lanka hat acht der neun Attentäter vom Ostersonntag identifiziert, die meisten stammen aus dem Inselstaat – und waren vermögend. Zudem haben die Behörden wohl versagt.

Die Selbstmordattentäter vom Ostersonntag in Sri Lanka waren wohlhabend und haben offenbar im Ausland studiert. Die meisten von ihnen seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört, so Sri Lankas Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene. Einer der Attentäter habe vermutlich in Großbritannien und Australien studiert und sei danach nach Sri Lanka zurückgekehrt.

Es seien insgesamt neun Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt gewesen, darunter eine Frau. Acht von ihnen seien bislang identifiziert worden, sagte Wijewardene.

Sieben sri-lankische Attentäter hatten sich am Ostersonntag nahezu zeitgleich in drei Kirchen in mehreren Städten sowie in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt. Ein weiteres Attentat auf ein Fünf-Sterne-Hotel scheiterte. Einige Stunden später gab es zwei weitere Explosionen in einem kleinen Hotel und einem Wohnhaus in Vororten Colombos.

Zahl der Toten gestiegen

Bei der achten Explosion kamen laut Polizei die Frau, zwei Kinder und ein weiterer Verwandter eines der Attentäter sowie drei Polizisten ums Leben. Die Zahl der Toten lag nach Polizeiangaben vom Mittwoch bei 359, darunter mehr als 30 Ausländer. Mehr als 400 Verletzte wurden noch in Krankenhäusern behandelt.
 

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Als Motiv vermutete die Regierung Vergeltung für den Anschlag eines australischen Neonazis auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März. Es könnten noch Verdächtige auf freiem Fuß sein, erklärte Wijewardene. „Wir bitten die Leute, wachsam zu sein.“

USA bestreiten Kenntnis

Unterdessen hat die US-Regierung bestritten, vorab von den Plänen der Attentäter gewusst zu haben. „Wir wussten nichts von diese Anschlägen“, sagte die US-Botschafterin in Sri Lanka, Alaina Teplitz, dem Sender CNN. Ein Minister Sri Lankas hatte Anfang der Woche gesagt, Indien und die USA hätten seiner Regierung vor den Anschlägen Informationen zukommen lassen.

Botschafterin Teplitz verneinte dies nun: „Ich weiß nicht, welche anderen Informationsquellen die Regierung Sri Lankas hat. Ich kann ihnen nur sagen, dass wir keine vorherige Kenntnis hatten“, sagte sie CNN. Die Regierung von Sri Lanka habe Fehler beim Sammeln und Weitergeben von Geheimdienstinformationen zugegeben, fügte sie hinzu.

Infos nicht weitergeleitet

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hatte die Anschläge am Dienstag für sich reklamiert. Zu möglichen IS-Verbindungen werde noch ermittelt, hieß es. Sri Lankas Regierung macht die bislang weitgehend unbekannte einheimische Islamistengruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) für die Taten verantwortlich. Die Behörden prüfen, ob die Gruppe Hilfe aus dem Ausland hatte.

Sri Lankas Polizeichef hatte schon am 11. April vor Plänen der NTJ gewarnt, Anschläge auf Kirchen zu verüben. Premierminister Ranil Wickremesinghe bestätigte, dass der Polizei die Anschlagspläne bekannt gewesen seien, sie habe jedoch nicht gehandelt.
 

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Es werde nun untersucht, warum die Polizei seiner Behörde die Informationen nicht übermittelt habe, sagte er. Präsident Maithripala Sirisena, der zugleich Verteidigungsminister ist, kündigte am Dienstag eine völlige Umstrukturierung der Sicherheitskräfte und der Polizei an.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa

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