Gepanzerte Fahrzeuge am Stadtrand von Harare und Schüsse in der Nähe des Wohnsitzes von Präsident Robert Mugabe haben in der Nacht zum Mittwoch Spekulationen über einen Putschversuch in Simbabwe befeuert. In einer im Staatsfernsehen verlesenen Erklärung teilte ein General jedoch mit, es handele sich nicht um einen Militärputsch gegen die Regierung. Vielmehr sei die Armee gegen „Kriminelle“ im Umfeld von Mugabe vorgegangen.
Mugabe und seine Familie seien gesund und in Sicherheit. „Sobald wir unsere Mission beendet haben, hoffen wir, dass die Situation sich wieder normalisiert“, sagte General Sibusiso Moyo im Staatsfernsehen.
Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma stellt die Situation inzwischen anders dar: Seinen Angaben zufolge steht Mugabe unter Hausarrest. Das erklärte Zuma nach einem Telefonat mit dem Langzeitherrscher des Nachbarlandes. Mugabe habe in dem Gespräch zugleich versichert, dass er wohlauf sei. Südafrikas Präsident zeigte sich „sehr besorgt“ über die Entwicklungen in Simbabwe und äußerte die Hoffnung, dass diese „nicht zu einem verfassungswidrigen Regierungswechsel führen“. Er forderte Behörden und Armee in Simbabwe auf, den aktuellen „politischen Stillstand“ im Land auf „freundschaftliche Weise“ zu beenden und rief zu Ruhe und Zurückhaltung auf.
Gewehrfeuer bei Mugabe-Wohnsitz
In den frühen Morgenstunden war nach Angaben eines Anwohners in der Nähe des Wohnsitzes von Mugabe anhaltendes Gewehrfeuer zu hören gewesen. „Aus Richtung seines Hauses haben wir rund 30 oder 40 Schüsse gehört, die kurz nach 2.00 Uhr morgens innerhalb von drei oder vier Minuten abgegeben wurden“, sagte ein Anwohner, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Angaben machte er nicht.
Die US-Botschaft in Harare hatte zuvor ihre Staatsbürger in Simbabwe zur Vorsicht aufgerufen. Wegen der „anhaltenden politischen Unsicherheit“ sollten die US-Bürger „bis auf weiteres zuhause bleiben“, teilte die Botschaft mit. Die Botschaft selbst bleibe geschlossen.
In den vergangenen Tagen hatte sich ein Machtkampf zwischen dem 93 Jahre alten Herrscher Mugabe und Armeechef Constantino Chiwenga zugespitzt. Chiwenga hatte Mugabe wegen der Entlassung von Vizepräsident Emmerson Mnangagwa kritisiert und ihn gewarnt, nicht noch mehr erfahrene Mitglieder der Regierungspartei abzusetzen. Vor Journalisten sagte er, „wenn es um unsere Revolution geht, wird das Militär nicht zögern, einzugreifen“. Die Regierungspartei Zanu-PF warf dem Armeechef daraufhin „verräterisches Verhalten“ vor. Chiwengas Haltung ziele klar darauf ab, „den Landesfrieden zu stören“ und „einen Aufstand anzustacheln“, erklärte ein Parteisprecher. Das Schicksal Chiwengas war zunächst unklar.
Mugabe regiert seit fast 40 Jahren
Am Dienstag waren gepanzerte Fahrzeuge auf den Hauptstraßen außerhalb der Hauptstadt beobachtet worden. Die Armee war in den vergangenen Jahrzehnten immer eine wichtige Stütze Mugabes, der das Land seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1980 regiert.
Der 75-jährige Mnangagwa war zuletzt mehrmals mit der 52-jährigen Präsidentengattin Grace Mugabe aneinander geraten, die ihrem Mann im Präsidentenamt nachfolgen will. Grace Mugabe wird bereits seit längerer Zeit als mögliche Nachfolgerin für ihren Ehemann gehandelt. Die als prunksüchtig geltende frühere Sekretärin des Staatschefs hält bei Kundgebungen in Simbabwe regelmäßig Ansprachen.
Weigerung, einen Nachfolger zu benennen
Auch der geschasste Vizepräsident galt lange als möglicher Kandidat für die Nachfolge Mugabes. Er war lange einer der engsten Wegbegleiter des Präsidenten. Nach seiner Amtsenthebung in der vergangenen Woche floh er außer Landes, er hält sich vermutlich im Nachbarland Südafrika auf.
Mugabe ist Afrikas ältester Staatschef und regiert Simbabwe seit 37 Jahren mit harter Hand. In letzter Zeit war er bei seinen Reden nur noch schlecht zu verstehen und machte lange Pausen. Trotz seines hohen Alters weigerte er sich bisher jedoch, einen Nachfolger zu benennen. Für die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr hat seine Partei ihn erneut aufgestellt.
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