Im Prozess gegen die Gründer des oppositionellen belarussischen Mediums Nexta, das bei den Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl von Staatschef Alexander Lukaschenko im Sommer 2020 eine wichtige Rolle gespielt hatte, hat die Staatsanwaltschaft langjährige Haftstrafen gefordert.
Wie die Menschenrechtsorganisation Wjasna in der ehemaligen Sowjetrepublik mitteilte, soll der einstige Chefredakteur Roman Protassewitsch für zehn Jahre in Haft. Für die im Exil lebenden Nexta-Verantwortlichen Stepan Putilo und Jan Rudik forderte Anklägerin Natalia Sokolowa 20 beziehungsweise 19 Jahre Haft. Allen drei Anklagten werden unter anderem Aufruf zu Hass und Massenunruhen sowie Diffamierung vorgeworfen.
Protassewitsch war am 23. Mai 2021 gemeinsam mit seiner Freundin Sofia Sapega festgenommen worden, nachdem ein belarussisches Kampfflugzeug eine Ryanair-Maschine mit den beiden an Bord zur Landung in Minsk gezwungen hatte. Die Militäraktion zum Stopp des Fluges von Athen nach Vilnius und die anschließende Festnahme des Paares hatte international Empörung ausgelöst.
Der seit Juni 2021 unter Hausarrest stehende Protassewitsch sagte zu, mit der Justiz des Landes zu kooperieren. In vom belarussischen Staatsfernsehen verbreiteten Aufnahmen sagte er mehrfach, er bereue sein Handeln – nach Angaben der belarussischen Opposition wurden diese Aussagen jedoch erzwungen.
Sokolowa sagte nun, Protassewitsch habe „die Bedingungen der Zusammenarbeit erfüllt“; für ihn habe sie deshalb einen Antrag auf eine kürzere Strafe gestellt.
Das Oppositionsmedium Nexta spielte während der Demonstrationen gegen Machthaber Lukaschenko im Sommer 2020 wegen des Vorwurfs der Wahlfälschung eine entscheidende Rolle bei der Mobilisierung des Protestes. Die Staatsführung ließ das Medium verbieten, der Oberste Gerichtshof stufte Nexta als „terroristische Organisation“ ein.
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