ExxonMobil-Chef

New York (dpa) – Für einen der wichtigsten Posten seiner Regierung hat der künftige US-Präsident Donald Trump einen Ölmann mit engen Verbindungen nach Russland nominiert. Der Vorstandschef des Konzerns ExxonMobil, Rex Tillerson, soll Außenminister werden, wie Trump am Morgen erklärte.

Die Personalie ist heikel. Tillerson ist wegen seiner Verbindungen nach Russland umstritten, zudem drohen ihm Interessenkonflikte wegen seiner Geschäfte. Mächtige republikanische Senatoren meldeten schon vor der offiziellen Bestätigung ihre Bedenken an. Der Senat muss der Nominierung zustimmen. Tillerson würde dann auf den Demokraten John Kerry folgen. Der scheidende Außenminister gratulierte dem 64-Jährigen, seine Mitteilung fiel jedoch sehr knapp aus. Die Reaktion aus Deutschland war verhalten.

Trump bezeichnete Tillerson als einen der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. «Als Außenminister wird er ein mächtiger und umsichtiger Fürsprecher von Amerikas wichtigen nationalen Interessen sein, und dazu beitragen, Jahre fehlgeleiteter Außenpolitik umzukehren, die die Sicherheit und die Rolle der USA in der Welt geschwächt haben.»

Wie Trump verfügt der 64-jährige Texaner über keinerlei politische Erfahrung. Tillerson steht seit 2006 als Vorstandsvorsitzender an der Spitze von ExxonMobil. Er arbeitet seit Jahrzehnten für den Mineralölkonzern, der einen Umsatz von etwa 300 Milliarden US-Dollar (gut 280 Milliarden Euro) macht.

Die Berufung liegt ganz auf der Linie von Trumps Wahlkampfversprechen, das Verhältnis zu Russland zu verbessern.
Tillerson hat enge Verbindungen nach Moskau und auch persönliche Bande zu Präsident Wladimir Putin, von dem er 2013 den Orden der Freundschaft erhielt.

Den Kandidaten könnte im Senat ein hartes Bestätigungsverfahren erwarten, obwohl die Republikaner dort eine Mehrheit haben. Der konservative Senator Lindsey Graham schrieb am Dienstag auf Twitter, die Verbindungen des Unternehmers nach Russland würden viele Fragen aufwerfen. Er erwarte, dass das im Zentrum des Verfahrens stehen werde.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete Tillerson am Dienstag als Pragmatiker. «Wir erwarten, dass dieser Pragmatismus eine gute Basis für den Aufbau gegenseitig vorteilhafter Beziehungen sein wird», sagte er.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier wollte sich zunächst noch nicht zu der Personalie äußern. Zu seinen Erwartungen an die künftige US-Außenpolitik sagte er: «Wir können eigentlich im Augenblick nur gemeinsam mit Ihnen spekulieren. Wir versuchen Informationen einzusammeln.»

Steinmeier sagte, er habe seinen politischen Direktor in der vergangenen Woche nach Washington geschickt, um sich im Umfeld der künftigen Regierung umzuhören. «Das Ergebnis ist bisher nicht so, dass ich mir wirklich zutraue, darüber Genaueres zu sagen», sagte er. «Wir hören auf der einen Seite, dass Trump ein besseres Verhältnis zu Russland entwickeln will. Was das bedeutet für die Vielzahl der Konflikte, in denen sich die USA und Russland sozusagen diametral im Raume gegenüberstehen, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht voraussehen.» Er wisse nicht einmal, ob das in den USA bei allen Beteiligten schon bis zum Ende durchdacht sei.

Trump hatte in den vergangenen Wochen ein regelrechtes Spektakel aus der
Besetzung seiner Kabinettsposten gemacht. Neben dem Außenministerium scheint er sich auch bei dem noch offenen Energieressort festgelegt zu haben. Die Sender CBS und NBC berichteten in der Nacht unter Berufung auf das Umfeld des 70-Jährigen, dass er es dem früheren Gouverneur von Texas, Rick Perry, anvertrauen will.

Trumps Kabinett: Wer bekommt welchen Posten?

ExxonMobil-Boss Rex Tillerson

Ölspur nach Moskau: Trumps umstrittener Außenminister

– Einen Außenminister wie Rex Tillerson hätten die USA noch nie gehabt. Sollte Trump den 64-Jährigen tatsächlich benennen und der Senat ihn bestätigen, hätte die Supermacht einen Chefdiplomaten ohne politische Erfahrung.

– Dafür verfügt der Texaner als Chef des weltgrößten Mobilölkonzerns ExxonMobil über weltweite Geschäftskontakte. Donald Trump nennt das einen der größten Vorteile Tillersons.

– Einige der engsten Verbindungen hat Tillerson nach Russland, mit Präsident Wladimir Putin versteht er sich auch persönlich gut. 2013 zeichnete Putin ihn mit einem Orden der Freundschaft aus.

– Nach Einschätzung des Think Tanks CSIS, in dessen Vorstand Tillerson sitzt, hat er vermutlich mehr persönlichen Austausch mit Putin als jeder andere Amerikaner. Er hält ausdrücklich nichts von Sanktionen gegen Moskau.

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