Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif ist überraschend in Biarritz gelandet, wo derzeit der G7-Gipfel der großen westlichen Industriestaaten stattfindet. Sarif sei für „Gespräche“ in das Seebad gereist, teilte die iranische Regierung in Teheran mit. Das französische Präsidialamt bestätigte Sarifs Ankunft.
Gespräche mit US-Präsident Donald Trump oder anderen Vertretern der US-Delegation seien nicht geplant. Als Trump von der Ankunft von Sarifs erfuhr sagte er: „Kein Kommentar“.
Die Spannungen zwischen den USA und Iran sind extrem gestiegen, seitdem die USA im vergangenen Jahr einseitig aus dem internationalen Atomabkommen ausgestiegen waren und scharfe Sanktionen verhängt hatten. Teheran hielt sich ein Jahr lang weiter an das Abkommen, das eine Atombombe verhindern soll. Im Juni aber änderte auch Iran seine Politik. Der Teilausstieg aus dem Atomdeal und das Vorgehen gegen britische Öltanker im Persischen Golf sind Teil dieser neuen Politik.
Die Website Flightradar24, die den weltweiten Flugverkehr in Echtzeit verfolgt, verzeichnete die Landung der Maschine am Ort des Gipfels für 14.13 Uhr. Demnach flog die Maschine in den vergangenen Tagen mehrere europäische Hauptstädte an, in denen Sarif zu Gast war.
Offizielle französische Stellen wollten sich zunächst nicht zu der Landung äußern. Die Iran-Politik zählt zu den wichtigsten Fragen, welche die Chefs der sieben großen westlichen Industriestaaten auf ihrem Gipfel in Biarritz beraten.
Bisher konnten sich die G7-Staaten aber nicht auf eine gemeinsame Initiative einigen. Zunächst hieß es, Präsident Emmanuel Macron werde eine gemeinsame Botschaft der G7-Staatden an Iran übermitteln. Trump dementierte das jedoch. „Darüber habe ich nicht gesprochen“, sagte Trump. Macron stellte daraufhin klar, dass der Gipfel ihm „kein formelles Mandat“ für eine Vermittlung erteilt habe.
Mit Blick auf Macrons Dialog-Initiative sagte Trump: „Man kann Leute nicht vom Reden abhalten. Wenn sie reden wollen, sollen sie reden.“
Sarif gilt als einer der Architekten des Atomdeals. Der in Teheran geborene 59-Jährige hat in San Francisco studiert, besitzt einen Doktortitel in Politologie von der Universität Denver und spricht perfekt Englisch. Von 2002 bis 2007 war er Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York.
Für die USA ist Sarif das „Gesicht des Regimes“ und im Atomkonflikt ein entscheidender Akteur. Washington gab Anfang August bekannt, Sanktionen gegen ihn persönlich verhängt zu haben. Bankkonten und Vermögenswerte seien eingefroren worden. Teheran reagierte mit Unverständnis.
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