New York (dpa) – Jahrzehntelang beschäftigte Harvey Weinstein vor allem Schauspieler, Regisseure und Produktionsassistenten. Derzeit besteht das Team des früheren Hollywood-Moguls aus Anwälten, Sprechern, Krisenmanagern – und seit neuestem auch aus einem eigenen „Gefängnis-Berater“.
Ende Februar sprach eine Jury den 67-Jährigen wegen Sexualverbrechen schuldig, an diesem Mittwoch (11. März) soll das Strafmaß bekannt gegeben werden. Weinstein drohen bis zu 29 Jahre Haft.
Die Staatsanwaltschaft forderte Richter James Burke im Vorfeld noch einmal zu einer harten Strafe auf. Weinstein habe jahrzehntelang Frauen missbraucht und zeige bislang keine Reue. Die Liste seiner Vergehen verdeutliche „ein Leben voller Missbrauch anderer Menschen, sexuellem und sonstigem“, sagte Hauptanklägerin Joan Illuzzi. Weinsteins Verteidigung hatte bereits angekündigt, in Revision gehen zu wollen.
In dem aufsehenerregenden Prozess ging es vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Die zwölf Geschworenen der Jury befanden Weinstein der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung für schuldig. Nicht schuldig sei er in den beiden schwersten Anklagepunkten des „raubtierhaften sexuellen Angriffs“ sowie eines noch schwereren Vorwurfs bezüglich Vergewaltigung.
Insgesamt werfen mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Die Anschuldigungen gegen den Produzenten, im Herbst 2017 von der „New York Times“ und dem Magazin „New Yorker“ veröffentlicht, waren der Anfang der MeToo-Bewegung. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder – sie begannen, diese Geschichten unter dem Schlagwort „Me too“ („Ich auch“) zu sammeln. Die MeToo-Bewegung feierte das Urteil gegen Weinstein als Meilenstein – kritisierte aber auch, dass Weinstein nicht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden worden war.
Mit dem Strafmaß und einer möglichen Revision sind die juristischen Kämpfe für Weinstein noch lange nicht vorbei. In Los Angeles wurde er ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt, auch dort könnte es zum Prozess kommen. Davon abgesehen verhandeln seine Anwälte weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit zivilen Klägerinnen um Entschädigungen.
Ein längerer Gefängnisaufenthalt ist Weinstein so gut wie sicher, weswegen der Ex-Produzent Craig Rothfeld anheuerte, der nach einem eigenen Gefängnis-Aufenthalt eine spezielle Beratungsfirma gegründet hat. „Wenn du weggesperrt wirst, dann ist das wie eine Art Bermuda-Dreieck“, sagte Rothfeld der „New York Times“.
Er habe sich mit Weinstein und Mitgliedern seiner Familie getroffen, sagte Rothfeld. Schon direkt nach der Urteilsverkündung half er dem gesundheitlich angeschlagenen Weinstein dabei, nicht sofort in das berüchtigte New Yorker Gefängnis Rikers Island eingeliefert zu werden, sondern zunächst einmal in ein Krankenhaus.
Zudem bereitete er ihn darauf vor, was ihn nach der Verkündung des Strafmaßes erwartet. Wie jeder andere Verurteilte in New York auch soll Weinstein zunächst in eine Einrichtung in Fishkill etwa 100 Kilometer nördlich der Millionenmetropole gebracht werden. Dort wird entschieden, in welches Gefängnis der Ex-Produzent kommt. Gefängnis-Berater Rothfeld will bis zuletzt daran arbeiten, die Verantwortlichen zu überzeugen, Weinstein in ein Gefängnis mit speziellen medizinischen Vorkehrungen zu bringen, wo er auch speziell geschützt werden kann.
Zudem wolle der Produzent in eine Einrichtung, die nah an der Millionenmetropole New York liege oder in der viele Inhaftierte jüdisch seien, sagte Rothfeld der „New York Times“. Als Gefängnis-Berater sei er „Therapeut, Rabbi, Priester, Eheberater und großer Bruder“, so Rothfeld.
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