Die Chefs von CDU, CSU und SPD treffen sich heute im Kanzleramt, um über einen gemeinsamen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl zu beraten. Nach einem Treffen am vergangenen Sonntag hatte es von allen drei Seiten geheißen, dass eine Einigung auf einen Konsenskandidaten noch möglich sei. Gelingt den Koalitionsspitzen heute keine Einigung, dürften SPD und Union jeweils einen eigenen Vorschlag machen.

Für die SPD wird das aller Voraussicht nach Außenminister Frank-Walter Steinmeier sein, den Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer aber bislang ablehnen. Weder CDU noch CSU haben offiziell einen Namen genannt. Die Zeitung Die Welt berichtet, CSU-Chef Horst Seehofer wolle Bundesbank-Präsident Jens Weidmann vorschlagen. Der 48-Jährige Ökonom gilt als Vertrauter Merkels. 

Die SPD lehnt Weidmann als Kandidaten ab. Vizechef Ralf Stegner sagte der Welt am Sonntag: „Ich wüsste keinen einzigen Grund, warum Sozialdemokraten das auch noch unterstützen sollten.“ Der Vorschlag – sollte er stimmen – würde nur zeigen, wie „verzweifelt“ die Union versuche, einen Kandidaten mit Steinmeiers Fähigkeiten wie Integrität, politischer Erfahrung und überparteilicher Ausstrahlung zu finden. Die CSU hat mittlerweile dementiert, Weidmann als Kandidaten vorgeschlagen zu haben. „Diese Personalie ist falsch“, sagte ein Parteisprecher am Sonntagmorgen.

Union am Ende doch für Steinmeier?

Vorstellbar bleibt weiterhin, dass die Union keinen eigenen Kandidaten aufstellt, sondern Steinmeier mitträgt. Obwohl CDU und CSU die größte Gruppe in der Bundesversammlung stellt, haben die Parteien dort keine absolute Mehrheit. Bei einer Kampfkandidatur fällt die Entscheidung vermutlich erst im dritten Wahlgang, wenn nur noch die einfache Mehrheit nötig ist. Hier werden dem in der Bevölkerung beliebten Steinmeier große Chancen nachgesagt, falls die Union keinen Kandidaten seines Kalibers aufstellt. Die Linke will einen eigenen Kandidaten benennen.

Für den Ausgang der Beratungen im Kanzleramt gibt es nach bisherigen Erwartungen drei Möglichkeiten: Steinmeier wird gemeinsamer Kandidat und gleich als solcher vorgestellt – noch bevor er am Abend auf Auslandsreise geht. Oder Union und SPD stellen gemeinsam einen anderen Kandidaten auf – das gilt allerdings als unwahrscheinlich. Oder es kommt zur Kampfkandidatur zwischen Steinmeier und einem Bewerber der Union. Offen bleibt, ob die endgültige Entscheidung nach dem Treffen mitgeteilt wird.

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