Die Bundeswehr ist mit Vorwürfen von sexuellen Übergriffen durch Ausbilder von Elitesoldaten konfrontiert. Wie der Spiegel berichtet, wurden bereits sieben Soldaten entlassen. Bei der Bundeswehr rechne man damit, dass mehr Fälle bekannt würden.

Dem Bericht zufolge ereigneten sich die Übergriffe bei der Ausbildung von Elitesoldaten in der Staufer-Kaserne im baden-württembergischen Pfullendorf. Interne und bisher geheim gehaltene Ermittlungen hätten ergeben, dass bei der Ausbildung von Kampfrettern (sogenannte Combat First Responder) offenbar sexuell-sadistische Praktiken angewandt wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt demnach wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung, der gefährlichen Körperverletzung, Nötigung und wegen Gewaltdarstellungen. 

Verteidigungsministerin von der Leyen (CDU) bestätigte den Bericht am Freitagabend. „Die Vorgänge in Pfullendorf sind abstoßend und sie sind widerwärtig“, sagte die Ministerin. Sie seien auch beschämend „für alle Soldaten, die respektvoll mit ihren Kameraden umgingen, und die das Ansehen der Truppe hochhielten“. Die Vorgänge würden „mit aller Härte aufgeklärt“, versprach von der Leyen.

Die Übergriffe wurden laut Spiegel bekannt, weil sich im Oktober 2016 eine Soldatin an den Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels und an von der Leyen wandte. Bei der Ausbildung der Kampfretter in Pfullendorf habe sie unfassbare Szenen erlebt: So hätten sich Rekruten etwa vor den Kameraden nackt ausziehen müssen. Vorgesetzte hätten mitgefilmt – angeblich zu Ausbildungszwecken.

Zudem sei männlichen und weiblichen Rekruten Tamponade in den After eingeführt worden. Auch dies sei fotografiert worden. Wachsoldaten hätten sich gegenseitig an Stühle gefesselt und stundenlang so verharren müssen. Nach Spiegel-Informationen haben sich die Angaben der Frau bestätigt.

Der Kommandeur der Kaserne wurde versetzt

Dem Bericht zufolge will die Bundeswehr nun herausfinden, ob Führungssoldaten die Zustände bei der Sanitätsausbildung geduldet oder sogar unterstützt haben. Bereits 2015 habe es in Pfullendorf erste Hinweise auf Mobbing gegen Frauen gegeben.

Die Kampfretter sind eine Eliteeinheit der Bundeswehr. In der Ausbildung trainieren die Soldaten regelmäßig die Rettung von Verletzten hinter den feindlichen Linien. Dabei wird auch das Szenario nachgestellt, dass die Soldaten gefangen genommen werden.   

In einer ersten Unterrichtung für die Obleute des Verteidigungsausschusses des Bundestages heißt es laut Spiegel, die Ausbildung sei „hinsichtlich des Gebotes zur Achtung der Würde des Menschen, der sexuellen Selbstbestimmung und des Schamgefühls unangemessen“ gewesen. Der Kommandeur der Kaserne, Oberst Thomas Heinrich Schmidt, zwei weitere Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere seien umgehend versetzt worden.

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