Bis vor zwei Wochen dürften die meisten Menschen bei dem Wort an Kindergeburtstage gedacht haben, vielleicht auch an den Wochenendausflug von Onkel Ludwig und Tante Susi, die neulich bei prächtigem Wetter über die Rhön geflogen sind.
Dann tauchte am 28. Januar ein Ballon über dem US-Bundesstaat Montana auf, ein mutmaßlicher Spionageangriff aus China. Ein paar aufgeregte Tage später holte die US-Luftwaffe das Flugobjekt vom Himmel, was dem Ansehen von Ballons nur bedingt half. Denn seitdem kursieren in sozialen Netzwerken Satirevideos, in denen Heimwerker im Namen der Landesverteidigung bunte Luftballons mit Nägeln zum Platzen bringen.
Der Spott hat wohl damit zu tun, dass große Teile der westlichen Öffentlichkeit dem Rivalen aus Fernost noch immer wenig technologische Kompetenz zuschreiben. Zum anderen wirken Ballons in Zeiten von Überschalljets und Satellitenschwärmen ziemlich altbacken. Das Ganze kann also kaum mehr als eine Petitesse sein, die Medien und Republikaner nun gnadenlos ausschlachten. Oder?
Tatsächlich verdichten sich in der zweiten Woche nach „Ballongate“ die Hinweise, dass die chinesische Aktivität in der Stratosphäre eine größere Bedeutung haben könnte als bisher gedacht. Denn höchstwahrscheinlich handelte es sich bei dem Ballon über den USA mitnichten um das Malheur irgendwelcher fernöstlichen Bastler. Sondern um einen Teil eines sehr ernst gemeinten Spionageprogramms der chinesischen Volksbefreiungsarmee.
Ballons über Japan, Indien, Thailand
Darauf deuten unter anderem Stimmen hin, die die Washington Post
in den vergangenen Tagen in US-Sicherheitskreisen gesammelt hat.
Demnach war die weiße Kugel über den USA Teil einer ganzen Ballonflotte,
die seit Jahren Nachbarländer wie Japan, Indien, Vietnam, Thailand und
die Philippinen ausspioniert. Dies bestätigten auch drei US-Beamte
der New York Times.
Die nationalen Geheimdienste hätten festgestellt, dass es China um
Informationen zu den militärischen Fähigkeiten verschiedener Länder
weltweit ginge. Um etwa im Falle künftiger internationaler Konflikte
vorbereitet zu sein. Die USA wollen dem Bericht zufolge nun verbündete
Regierungen über die chinesische Überwachungskampagne unterrichten.
Die Ballons selbst seien demnach von verschiedenen Orten in China aufgestiegen, einer der Startpunkte sei eine Militärbasis auf einer Insel in der südchinesischen Hainan-Provinz. Laut US-Geheimdienstinformationen sind seit 2018 schon Dutzende Ballons von dort in die Luft gestiegen. Immer wieder wurden sie über anderen Ländern gesichtet, jedoch ohne dass man ihre Herkunft ermitteln konnte. Bis jetzt.
Technisch spricht tatsächlich vieles dafür, moderne Ballons nicht zu unterschätzen. Mit Helium gefüllte Exemplare können problemlos Höhen von 30 Kilometern erreichen und dabei eine halbe Tonne Last transportieren – genug für allerlei moderne Technik. Meist findet sie auf einer Plattform Platz, die unterhalb des Ballons hängt.
Meteorologinnen und Atmosphärenforscher sammeln auf diesem Weg schon lange Daten, schließlich kommen selbst spezielle Forschungsflugzeuge nur halb so hoch. Und Astronomen lassen damit schon mal kleine Teleskope in die Stratosphäre fliegen – jenem Teil der Atmosphäre, der oberhalb einer Höhe von 15 Kilometern beginnt.
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