Gleich ihr erster Satz zeigte, wohin der Auftritt gehen würde: „Um es zu sagen, wie ein Pornostar, kurz bevor er Sex mit einem Trump hat: Bringen wir’s hinter uns“, legte Michelle Wolf gleich zu Beginn den Ton fest. Die US-Komikerin trat beim diesjährigen White House Correspondent’s Dinner auf, der Mediengala für die Journalisten, die über die politischen Geschehnisse in der Hauptstadt berichten. Traditionell sind dort auch immer zahlreiche Regierungsmitglieder vertreten, normalerweise auch der US-Präsident. Donald Trump aber boykottierte die Veranstaltung zum zweiten Mal in Folge und nutzte den freien Abend lieber für eine Kundgebung vor Anhängern in Washington, Michigan – live ausgestrahlt von seinem Haussender Fox News. Wie so oft, polterte er auch dort gegen die Presse und deren angeblich ungerechte Berichterstattung über ihn.

Aber zurück nach Washington, D.C.. Dort grillte Komikerin Wolf den US-Präsidenten und seine Gefolgschaft mit teils sehr derben Sprüchen. Zu derb für den ein oder anderen. Am Tag danach muss die junge Frau auch Kritik einstecken – und das nicht nur von Trump-Anhängern. Sie habe eine mit einigen Angriffen eine Grenze überschritten, werfen ihr die einen vor. Die Regierung Trump habe so viele Grenzen verschoben, dass sie sich nicht wundern dürfen, wenn sie so derb kritisiert werden, sagen die anderen.

Donald Trump und Entourage werden gegrillt

Während des 20-minütigen Auftritts von Wolf bekam der US-Präsident ordentlich sein Fett weg. Auf sein persönliches Nichterscheinen anspielend sagte sie: „Ich würde ihn selbst hierher zerren, aber es sieht so aus, als ob der Präsident der Vereinigten Staaten die einzige Pussy ist, die man nicht packen darf.“ Von Trump war im Wahlkampf eine Audiodatei aufgetaucht, in der er damit prahlte, Frauen in den Schritt zu fassen (engl. grab them by the pussy).

Auch Trumps Entourage knöpfte Wolf sich vor. Seine Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders – die unweit von ihr oben auf der Bühne saß – verglich sie mit Tante Lydia, einem unsympathischen Charakter aus dem Buch „The Handmaid’s Tale“. Tante Lydia indoktriniert und bricht in dem Buch Frauen, damit diese später als Magd arbeiten können. Auch Trumps Tochter Ivanka ging Wolf scharf an. „Sie sollte eigentlich die Stimme der Frauen sein, aber wie es aussieht, ist sie so hilfreich für Frauen wie eine leere Packung Tampons“, sagte Wolf. „Sie hat nichts getan, um Frauen zu befriedigen. Also würde ich sagen: Wie der Vater so die Tochter.“

Donald Trump giftet auf Twitter

Viel Kritik am Folgetag gab es für ihre Sprüche zur Abtreibung, einem arg kontrovers diskutierten Thema in den USA. An die Republikaner im Raum gerichtet sagte Wolf: „Ja, ich weiß, viele von Euch sind extrem gegen Abtreibung. Außer natürlich es geht um die, die ihr für eure heimliche Geliebte habt machen lassen.“

Direkt im Saal bekam Wolf sehr geteiltes Feedback. Auf der einen Seite sind immer wieder Lacher und Applaus zu hören. Auf der anderen Seite scheint sie für viele Gäste zu weit gegangen zu sein. TV-Kameras fingen mehrere peinlich berührte bis geschockte Gesichter im Saal ein. In diese Kerbe schlug am nächsten Tag auch US-Präsident Donald Trump auf Twitter. „Alle reden über den Fakt, dass das White House Correspondent’s Dinner ein großer, langweiliger Reinfall war. Die sogenannte Komikerin hat ihren Auftritt voll in den Sand gesetzt (engl. bombed).“

 

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