In Davos diskutiert die globale Wirtschaftselite über „Kooperation in einer zersplitterten Welt“. Das sei witzlos, kritisieren jetzt mehr als 200 Superreiche.Sie gehören selbst zur Gruppe der Reichen und Superreichen, jetzt reden sie ihresgleichen in einem dramatischen Appell ins Gewissen: In einem offenen Brief an die Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos fordern mehr als 200 Millionäre und Milliardäre um Hollywood-Star Mark Ruffalo den entschiedenen Kampf gegen die wachsende Ungleichheit in der Welt. „Die Geschichte der letzten fünf Jahrzehnte ist eine Geschichte des Wohlstands, der nur nach oben fließt“, heißt es im Schreiben der „patriotischen Millionäre“, wie sich die in den USA gegründete Initiative nennt. „In den letzten Jahren hat sich dieser Trend stark beschleunigt. In den ersten beiden Jahren der Pandemie haben die zehn reichsten Männer der Welt ihren Reichtum verdoppelt, während 99 Prozent der Menschen einen Rückgang ihres Einkommens hinnehmen mussten.“Die Lösung liege auf der Hand: „Sie müssen die Superreichen besteuern, und Sie müssen jetzt damit beginnen“, fordern die Unterzeichner von den Akteuren in Davos – und sparen nicht mit Kritik an der selbsternannten „globalen Elite“. „Warum tolerieren Sie extremen Wohlstand?““Die derzeitige Untätigkeit ist sehr besorgniserregend“, schreiben die „patriotischen Millionäre“. „Ein Treffen, bei dem die ,Zusammenarbeit in einer zersplitterten Welt‘ erörtert wird, ist sinnlos, wenn man nicht die Ursache der Spaltung bekämpft.“ Die Verteidigung der Demokratie erfordere schnelle Maßnahmen zum Aufbau gerechter Volkswirtschaften: „Das ist kein Problem, das wir unseren Kindern hinterlassen können.“Wachsende Armut und die Klimakatastrophe bedrohten die Existenz von Milliarden Menschen, während die zunehmende Ungleichheit antidemokratische Bewegungen in aller Welt befeuere: „Solche Extreme hält keine Gesellschaft auf Dauer aus. Warum also tolerieren Sie weiterhin extremen Wohlstand in einem Zeitalter so vieler Krisen?““Spenden, bis der Safe leer ist“Ähnlich äußerte sich erst Anfang der Woche die Hilfsorganisation Oxfam. Vor dem Gipfel in Davos forderte die NGO Regierungen in der ganzen Welt auf, hohe Vermögen und „exzessive Übergewinne“ infolge der Corona-Pandemie höher zu besteuern. Erstmals seit 25 Jahren seien extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig gewachsen, erklärte Oxfam in einem am Montag veröffentlichten Bericht. 828 Millionen Menschen weltweit litten an Hunger. „Dass die Schere zwischen Arm und Reich global immer weiter auseinander geht, ist ein gefährlicher Befund“, kommentierte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den Oxfam-Bericht. Die „patriotischen Millionäre“, zu denen auch deutsche Unternehmer und Erben wie Stephanie Bremer und Antonis Schwarz gehören, sind nicht die ersten Reichen, die sich gegen soziale Ungleichheit einsetzen. 2010 starteten die US-Milliardäre Bill Gates und Warren Buffett ihre Kampagne „The Giving Pledge“, zu Deutsch „Das Versprechen zu geben“. Gates und Buffet fordern andere Superreiche auf, ihr Vermögen für wohltätige Zwecke zu spenden.In den USA haben sich in den vergangenen Jahren mehrere prominente Unternehmer zu der Initiative von Gates und Buffet bekannt, darunter New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg, „Star Wars“-Erfinder George Lucas und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Die Ex-Frau von Amazon-Gründer Jeff Bezos, MacKenzie Bezos, versprach 2019 sogar „zu spenden, bis der Safe leer ist“.
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