Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
Deutschland versucht, in der zweiten Corona-Welle die Kontrolle zu behalten – mit Sperrstunden und Beherbergungsverboten. Es war ein Kommentar in der Berliner „taz“ zu den innerdeutschen Reisebeschränkungen, der mich zum Nachdenken brachte. Sinngemäß stand da: Die Beschränkungen sind sinnlos. Warum solle denn eine einfache Berliner Familie gefährlich sein, die jetzt in die Herbstferien fahren will? Die Gefahr gehe doch schließlich von der Party-Szene aus.
Der Kommentar streichelte meine Seele. Wir wohnen in Berlin und wollten in den Ferien auf einen Bauernhof fahren. Daraus wird jetzt nichts. Doch die Wahrheit ist: Zumindest statistisch geht von allen Berlinern eine erhöhte Ansteckungsgefahr aus. Wir geraten also in Sippenhaft.
Doch Beherbergungsverbote, Sperrstunden und Kontaktbeschränkungen alleine werden nicht helfen. Das sieht man in Berlin am besten: Die meisten Neuinfektionen gibt es hier durch große Feiern und Ansammlungen von jungen Erwachsenen. Von heute an gilt in Berlin ab 23 Uhr eine Sperrstunde – dann spucken Bars und Restaurants ihre Gäste auf die Straße. Natürlich wird anschließend weiter gefeiert, auf der Straße oder in der nächstgelegenen Studenten-WG.
Ok, so zugespitzt ist das ein Klischee. Doch alle Regelungen helfen nichts, wenn wir alle nicht eine Haltung entwickeln, die uns solidarisch durch diese Zeit führt. So belastend es ist, aber nur, wenn um 23 Uhr wirklich alle getrennt nach Hause gehen, ergibt die Sperrstunde auch Sinn. Nur wenn wir alle überlegen, wo wir selbst die Corona-Verbreitung verhindern, können wir die Infektionskurve wieder abflachen.
Das Problem: Wir Menschen sind nicht gut darin, aus einem abstrakten Risiko eine ganz persönliche Verhaltensänderung zu schlussfolgern. Das müssen wir lernen.
Einer, der es nicht lernen will, ist US-Präsident Donald Trump. Diese Haltung hat ihm eine harte Woche beschert. Auch darüber habe ich mit meinem Kollegen Marc Krüger im heutigen Podcast gesprochen. Hören Sie bitte hinein:
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Ich wünsche Ihnen ein gesundes Wochenende und schöne Herbstferien.
Ihr
Peter Schink
Stellvertretender Chefredakteur t-online
E-Mail: [email protected]
Twitter: @peterschink
Mit Material von dpa.
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