in grünen Schulbussen verlassen die Menschen das zertrümmerte Aleppo, einst eine der schönsten antiken Städte der Welt. Die Evakuierung von Menschen aus dem Osten der Stadt soll heute früh fortgesetzt werden – und sie könnte Tage dauern. Rund 3000 Menschen sind bereits in Bussen aus der Stadt in Rebellengebiete gebracht worden, laut Uno befinden sich wohl noch immer rund 50.000 Menschen in der kleinen Enklave. „Ich habe noch nie ein solches Ausmaß an menschlichem Leid gesehen“, sagte Marianne Gasser, die Regionalleiterin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, als sie gestern in Ost-Aleppo eintraf.
Zu Recht ist in den vergangenen Tagen viel darüber geschrieben worden, was der grausame Fall Aleppos über die Ohnmacht des Westens aussagt. Doch nun muss die Frage lauten, wie Syrien geholfen werden kann. Denn während Baschar al-Assad die „Befreiung“ der Stadt feiert, scheint eine friedliche Lösung weiter entfernt denn je. Die russischen Angriffe konzentrieren sich nun auf die Stadt Idlib im Nordwesten Syriens – die letzte große Hochburg der Rebellen. Uno-Vermittler de Mistura sagt: „Ohne politische Lösung oder einen Waffenstillstand wird Idlib das nächste Aleppo.“
Tsipras bei Merkel
Wenn der griechische Premier Alexis Tsipras sich heute in Berlin mit Angela Merkel trifft, darf man sich ein wenig an die Hochphase der Eurokrise erinnert fühlen. Tsipras hat seine alte Kampfeslust neu entdeckt und will den griechischen Rentnern eine Weihnachtszahlung in Höhe von 617 Millionen Euro gönnen, die Staaten der Eurozone haben daraufhin bereits beschlossene Schuldenerleichterungen für Athen eingefroren. Tsipras ist die Rolle des braven Reformers offenbar leid, er kann einen Showdown ganz gut gebrauchen: Seine Popularität ist stark gesunken, und auf diese Weise zeigt er den griechischen Bürgern, dass er für sie kämpft.
Sanktionen gegen Russland
Die EU-Regierungschefs haben beschlossen, die Sanktionen gegen Russland um weitere sechs Monate zu verlängern – was folgerichtig ist, denn nach wie vor wird das Minsker Abkommen nicht umgesetzt. Die Maßnahmen sind zwar bei manchen EU-Staaten umstritten, doch zumindest in dieser Frage kann die EU im Moment ihre Einigkeit bewahren. Die Zukunft ist allerdings ungewiss – denn niemand weiß, ob und wie lange Donald Trump nach seiner Amtseinführung die US-Sanktionen in Kraft lassen wird.
Frankreich verlängert den Ausnahmezustand
Er wurde nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November 2015 beschlossen, nun wird er bis zum 15. Juli 2017 ausgeweitet: der Ausnahmezustand in Frankreich. Er ermöglicht unter anderem Hausdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss, Ausgangssperren und Hausarrest. Als Begründung heißt es, die Terrorgefahr sei vor den Wahlen im Mai besonders hoch. Das mag stimmen, und doch ist die stetige Verlängerung des Ausnahmezustands besorgniserregend – irgendwann wird er zur Regel. Die Verfassung dauerhaft auszuhebeln, beschädigt die Demokratie. Das wiederum ist ganz im Sinne der Terroristen.
Die jüngsten Meldungen aus der Nacht
- EU-Gipfel: Merkel wirft Russland und Iran Verbrechen in Aleppo vor
- Obama kündigt Vergeltung für russische Hackerangriffe an
- Emotionsmanagement: So vermeiden Sie Gefühlsausbrüche im Büro
Gewinner des Tages?
Es ist ein mutiger Schritt, aber er hat auch etwas Beunruhigendes: Facebook testet ein System, um Fake News zu markieren. Dazu will es mit externen Firmen zusammenarbeiten, die auf Faktenchecks spezialisiert sind. Zweifelhafte Links würden den Nutzern dann noch immer angezeigt, aber mit dem Vermerk „wird von unabhängigen Factcheckern bestritten“. Ist das wirklich die Lösung des Fake-News-Problems? Oder ist es kontraproduktiv? Es ist zumindest ein Versuch.
Heute Abend kommt der neue SPIEGEL digital, morgen früh auf Papier. Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen – und einen baldigen Start ins Wochenende!
Herzlich,
Ihr Mathieu von Rohr
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