im verbalen Eskalationswettlauf zwischen den USA und Nordkorea hat Donald Trump die Nase wieder vorn. „Die USA sind stark und geduldig, aber wenn sie dazu gezwungen werden, sich oder ihre Verbündeten zu verteidigen, dann werden wir keine andere Wahl haben als Nordkorea vollständig zu zerstören“, sagte der amerikanische Präsident vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Er bezeichnete Nordkoreas Machthaber Kim Yong Un als „Raketenmann auf einer Selbstmordmission“.

Man weiß nicht so recht, was einen mehr ängstigen soll: Die Mischung aus Apokalypse und Klamauk, die Trump bei seiner ersten Rede vor der Uno an den Tag legte. Oder die Lust, mit der der mächtigste Mann der Welt jede Provokation des Operettenherrschers in Pjöngjang aufgreift.

Der Preis der Großen Koalition

DPA

Heute wird die Kanzlerin zum letzten Mal vor der Bundestagswahl ihre Minister um sich versammeln. Die Kabinettssitzung wird, so viel kann man gefahrlos prophezeien, trotz des Wahlkampfes eine sehr gesittete Veranstaltung. Die Reibung, ohne die Demokratie nie funktioniert, entstand in den vergangenen vier Jahren nicht zwischen Union und SPD. Dafür waren die Differenzen zwischen den beiden Parteien zu gering.

Das führte zu der paradoxen Situation, dass Merkel zusammen mit den Sozialdemokraten ordentlich regierte und das Land trotzdem darunter litt. Der Widerspruch wurde ausgegliedert, nicht nur aus der Großen Koalition, sondern fast aus dem gesamten Parlament. Nun kommt er zurück, in seiner hässlichen, rohen Form. Schenkt man den Umfragen Glauben, wird die AfD am Sonntag ein zweistelliges Ergebnis holen.

Der Staat als Räuber

Es gibt Geschichten, die man für unmöglich hält. Meine Kollegin Ulrike Knöfel erzählt, wie Maeva und Frederick Emden um Gerechtigkeit für ihren Urgroßvater Max kämpfen. Max Emden war ein reicher, vom Judentum zum Protestantismus konvertierter Unternehmer, dem Kaufhäuser in ganz Europa gehörten und der im Laufe seines Lebens auch wertvolle Kunstwerke sammelte. Emden konnte sich vor den Nazis in die Schweiz retten, aber sein Vermögen in Deutschland musste er zum Teil weit unter Wert verkaufen. Die Bundesrepublik weigert sich bis heute mit fadenscheinigen Argumenten, die Familie Emden zu entschädigen. Es ist die Geschichte einer deutschen Schande.

Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

  • Erdbeben in Mexiko: Zahl der Todesopfer steigt auf mehr als hundert
  • Großbritannien will EU bei Brexit offenbar 20 Milliarden Euro zahlen
  • Frankreichs Sozialisten verkaufen historisches Parteigebäude in Paris

Gewinner des Tages…

DPA

… ist Volker Bouffier. Wenn es einen Mann gibt, der den Wandel der Union symbolisiert, dann ist es der hessische Ministerpräsident. Es ist noch nicht allzu lange her, da bildete Bouffier zusammen mit Roland Koch die konservative Betonfraktion der Bundes-CDU. Für die war klar: Der Feind steht links. Seit aber nun schon vier Jahren regiert Bouffier zusammen mit den Grünen. Je länger die Koalition dauert, umso respektvoller äußert sich der Regierungschef über den kleinen Partner: „Wir haben eine gemeinsame Grundüberzeugung mit den Grünen“, sagte Bouffier meinen Kollegen von SPIEGEL ONLINE. „Wir müssen wegkommen von der Vorstellung, dass Ökologie gegen Ökonomie stehen muss und umgekehrt.“ Über die FDP und deren Chef Christian Lindner äußerte sich der CDU-Mann deutlich reservierter: „Dreitagebart und Schwarz-Weiß-Fotos sind noch keine Politik.“ Wenn es um Koalitionspartner geht, gilt für Bouffier inzwischen: Im Zweifel links.

Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Mittwoch.

Ihr René Pfister

Read more on Source