Die USA und die Welt stehen vor einem Herzschlagfinale: Die Demokratin Hillary Clinton geht als Favoritin in den Tag der Präsidentschaftswahl – aber ein Sieg gegen den Republikaner Donald Trump ist keineswegs gewiss.

Beide Kandidaten schlugen sich bis zuletzt mit Skandalen und historisch schlechten Beliebtheitswerten herum. Dem Ausgang der Wahl wird weltweit entgegengefiebert. Die Sorge vor einem Sieg des Populisten Trump war groß, vor allem in Europa.

Über Monate hatten sich Clinton und Trump einen erbitterten Wahlkampf voller persönlicher Angriffe geliefert. Trump ist ein politischer Quereinsteiger, ein Amt hatte der Unternehmer nie inne. Clinton kennt das Weiße Haus aus ihrer Zeit als First Lady. Später war sie Senatorin und Außenministerin.

Beide Kandidaten legten am Montag noch einmal einen Sprint durch wichtige Staaten hin. Trump begann in Florida – jenem Staat, den er unbedingt gewinnen muss. Er kritisierte die Entscheidung der Bundespolizei FBI, und wiederholte seine Behauptung, das System sei manipuliert. «Nun liegt es am amerikanischen Volk, für Gerechtigkeit zu sorgen. Und das ist das, was passieren wird», erklärte Trump in Sarasota.

Clinton versuchte, sich mit einer optimistischen Botschaft abzugrenzen, nachdem sie ihren Konkurrenten in den vergangenen Tagen noch verstärkt angegriffen hatte. Zur Wahl stünden nicht nur sie oder Trump, sagte sie in Oakland (Pennsylvania). Es gehe auch um die Vision für das Land. «Ihr könnt morgen für ein hoffnungsvolles, integratives, großherziges Amerika abstimmen.»

Möglichen neuen Rückenwind erhielt sie am Sonntag durch eine Mitteilung der Bundespolizei FBI, dass auch eine zweite Runde von Ermittlungen in der E-Mail-Affäre keine Anhaltspunkte für kriminelles Verhalten ergeben hat. Viele Experten bezweifelten aber, dass sich das in dieser späten Wahlkampfphase noch in einem deutlichen Stimmenschub widerspiegeln wird.

Die Affäre hatte im gesamten Wahlkampf wie eine dunke Wolke über Clinton gehangen. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob sie die Sicherheit der Nation gefährdet hat, weil sie als Außenministerin auch dienstliche E-Mails über einen privaten Server laufen ließ. Das FBI schloss die Ermittlungen dazu im Sommer ab und warf Clinton zwar extreme Sorglosigkeit vor, empfahl aber keine Anklage.

Wahlberechtigt sind von den 322 Millionen US-Bürgern theoretisch alle, die mindestens 18 Jahre alt sind. Das sind etwa 219 Millionen. Voraussetzung ist, dass sich ein Wähler registrieren lässt und nicht von der Wahl ausgeschlossen wird – beispielsweise wegen einer kriminellen Vergangenheit.

Über 41 Millionen Amerikaner haben bereits frühzeitig abgestimmt. In drei wichtigen Bundesstaaten deutete sich eine hohe Beteiligung hispanischer Wähler an, darunter in Florida. Das ist für Clinton Anlass zur Hoffnung: Diese Gruppe neigt dazu, eher demokratisch zu wählen. Zudem sind viele Latinos abgeschreckt von Trumps feindlicher Rhetorik gegen Einwanderer aus Mexiko.

Umfragen am Montag zeigten Clinton landesweit vorne. Das Portal RealClearPolitics, das seit Monaten einen Querschnitt aller Umfragen erhebt, sah die 69-Jährige mit zwei Punkten in Front. Letztendlich kommt es aber auf eine Reihe von besonders umkämpften Staaten an, darunter Florida, Pennsylvania und New Hampshire. In einigen wenigen Staaten hatte sich das Gewicht zuletzt etwas zugunsten von Trump verschoben.

Entscheidend ist am Ende nicht die absolute Stimmenzahl, sondern die Zahl der Wahlmänner. Die Mehrheit liegt bei 270. Clinton habe 203 sicher, Trump 164, und 171 seien noch nicht zuzuordnen, errechnete RealClearPolitics am Montag.

Die Wahlmänner wählen im Dezember stellvertretend für das amerikanische Volk den Präsidenten. Der Kandidat, der am Wahltag einen Staat gewinnt, erhält nach dem in den meisten Staaten geltenden Mehrheitswahlrecht alle Wahlmänner dieses Staates zugesprochen.

Die «New York Times» berichtete unterdessen, Trumps Berater hätten ihm ein Twitter-Verbot erteilt. Sie hätten ihm die Kontrolle über sein Konto bei dem Kurznachrichtendienst «entrissen», damit er seine Chancen bei der Wahl am Dienstag nicht mit ungefilterten Anfeindungen schmälere. Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway wies den Bericht in einem Interview als falsch zurück.

Mit Spannung wurde erwartet, wie Trump auf das Ergebnis der Wahl reagiert. In der letzten Fernsehdebatte wollte er sich nicht darauf festlegen, ob er eine mögliche Niederlage anerkennen würde.

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