Der Truthahn ist tranchiert und aufgegessen, wieder ein Thanksgiving vorbei. Am Tag danach geht’s zum Black Friday, die besten Deals der Weihnachtsgeschäfte finden. Shoppen kann so schön ablenken. Davon, dass Donald Trump via Twitter stolz verkündet, „sogar an Thanksgiving“ hart zu arbeiten, für sein besseres Amerika. Ablenken auch davon, dass diese Twitter-Botschaften, dass dieser Mann als künftiger Präsident der neue Alltag, the new normal, werden sollen.

Nichts an dem neuen Präsidenten wird jemals alltäglich sein, nichts davon sollte sich normal anfühlen. Wird schon nicht so schlimm? Auf das Beste hoffen und das Schlimmste erwarten, wie es viele formulieren, mit denen man in diesen Tagen nach der Wahl spricht? Das zu hoffen, wäre fahrlässig.

Doch die Normalisierung Trumps hat längst begonnen, in den Gesprächen am Nachbartisch im Café, in der Politik, in der Wirtschaft, in den Medien. Vielleicht nicht in Printmedien wie der New York Times. Gerade die Times hat mit der Posse um das Interview mit Trump und der Abschrift des Gesprächs in dieser Woche erneut viele Ambivalenzen und Inkompetenzen des 70-Jährigen offengelegt. Wer aber die Nachrichten im Fernsehen verfolgt, kann die schleichende Normalisierung gut beobachten.  

Man kann argumentieren, dass schlicht eine nachrichtliche Berichterstattung eingesetzt hat. Nach dem Motto: Alles, was der künftige Präsident Donald Trump sagt und tut, ist berichtenswert. Egal, ob er mögliche Kabinettsmitglieder in seinem Golfressort wie Kandidaten eines Schönheitswettbewerbs auflaufen lässt, in New York aus der Hintertür des Trump Towers verschwindet oder seit seiner Wahl lediglich zwei Mal ein Briefing über die Sicherheitslage erhalten hat – sein Vize Mike Pence dagegen fast täglich. 

Fremdenfeindlich, frauenfeindlich, homophob

Gerade die 24-Stunden-Nachrichtensender können natürlich nicht in jedem Bericht über Trump darauf hinweisen, dass im Januar ein Mann vereidigt wird, der im Wahlkampf rassistische, fremdenfeindliche, frauenfeindliche und homophobe Rhetorik zum präferierten Stilmittel erhoben hat. Aber einen Stabschef Reince Priebus zu feiern, weil er nicht von ganz rechts außen kommt und damit die neue Alltäglichkeit einer Trump-Präsidentschaft auszurufen, ist dennoch falsch.

So lange ein Mann wie Steve Bannon gleichberechtigt mit Priebus im Weißen Haus agieren wird, ist nichts normal im Weißen Haus. Ein Mann, der Antisemiten nur zu gerne ein Forum bietet und Rassismus befeuert, sollte nicht Standard sein im Team eines US-Präsidenten.

Nichts daran darf alltäglich sein, dass Donald Trump weiter via Twitter Lügen verbreitet, wie die, dafür gesorgt zu haben, dass ein Ford-Werk nicht von Kentucky nach Mexiko verlegt wird, obwohl das nie zur Debatte stand.

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