In der von Regierungskräften kontrollierten syrischen Küstenstadt Dschabla hat es eine schwere Bombenexplosion gegeben, nach Angaben von Aktivisten wurden mindestens 15 Menschen getötet. Bei den meisten Toten handele es sich um Zivilisten, teilte die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Der regierungstreue Sender Al-Ikhbaria berichtete von zehn Toten und 30 Verletzten. Die Bombe sei in einer Einkaufsstraße in der Nähe des Fußballstadions detoniert. Bilder des Senders zeigten stark zerstörte Autos und Häuser.

Dschabla liegt am Mittelmeer nur wenige Kilometer südlich der Luftwaffenbasis Hmeimim, des Dreh- und Angelpunkts für Russlands Militäreinsatz in Syrien. Die russischen Streitkräfte sind im Bürgerkrieg wichtigster Verbündeter des Machthabers Baschar al-Assad.

Bereits im vergangenen Mai waren in Dschabla bei einer der verheerendsten Terrorserien in Syrien mehr als 130 Menschen getötet worden. Damals gab es auch in der nahegelegenen Küstenstadt Tartus mehrere Anschläge. Damals bekannte sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zu den Taten. Noch immer kontrollieren die Extremisten große Gebiete im Norden und Osten Syriens.

Noch ist unklar, wer hinter dem jüngsten Bombenanschlag steht. Die Küstenregion Syriens ist fest unter der Kontrolle von Regierungskräften. Dort leben viele Alawiten. Dieser Religionsgruppe gehören Assad und seine Familie an. Zudem leben viele Flüchtlinge – primär Sunniten – aus anderen Teilen Syriens in dem Küstenstreifen.

Unterdessen setzten syrische Regierungstruppen ihre Angriffe auf das strategisch wichtige Tal Wadi Barada nordwestlich von Damaskus fort. Die von Rebellen beherrschte Region ist bedeutend, weil von hier aus Millionen Menschen in der Hauptstadt mit Wasser versorgt werden.

Besorgnis erregende Wassernot in Damaskus

Nach Angaben der Vereinten Nationen nimmt die Wassernot in Damaskus dramatische Züge an. Der UN-Nothilfekoordinator für Syrien, Jan Egeland, teilte in Genf mit, es spielten sich „gewaltige Dramen ab, und uns wird trotzdem der Zugang verwehrt“. 5,5 Millionen Menschen seien betroffen, sagte Egeland nach einem Treffen mit dem UN-Sonderbeauftragten für Syrien, Staffan de Mistura.

Regierung und Rebellen machen sich für die Lage gegenseitig verantwortlich. Sie werfen sich Sabotage und Bombardierungen der Wasserversorgungsanlagen vor. Laut Egeland hätten die Menschen seit zwei Wochen kein Leitungswasser mehr und nur noch wenig Trinkwasser. Nur für Krankenhäuser, Schulen und Bäckereien gebe es eine Notversorgung. Die Ausbreitung von Krankheiten sei nur eine Frage der Zeit.

Vorsichtig optimistisch äußerte sich de Mistura. Der neue UN-Generalsekretär António Guterres werde sich voll in den Verhandlungen um Syrien engagieren. Die jüngsten Syrien-Resolutionen des Weltsicherheitsrates seien ein Lichtblick. Im Februar geht das diplomatische Ringen um eine Lösung des Konflikts in Syrien in Genf weiter.

Waffenruhe wird immer wieder gebrochen

Eigentlich gilt in Syrien seit fast einer Woche eine landesweite Waffenruhe, die jedoch brüchig ist. Die Regierung argumentiert, unter den Kämpfern in Wadi Barada seien Extremisten der Al-Kaida-nahen Miliz Fatah-al-Scham-Front, für die die Feuerpause nicht gilt. Die Rebellen weisen die Anschuldigung zurück.

Im mittlerweile fast sechs Jahre andauernden Krieg in Syrien ist eine Vielzahl von Akteuren involviert, darunter die russische und türkische Armee, die libanesische Hisbollah-Miliz oder der Iran.

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Wer kämpft in Syrien?

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Zerrissenes Land

Mehr als 400.000 Menschen sind in Syrien getötet worden, seit der Konflikt im Frühjahr 2011 als friedlicher Protest gegen die Regierung begann. Das Assad-Regime reagierte mit Gewalt, seine Gegner griffen zu den Waffen – heute herrscht Bürgerkrieg.

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