Riga (dpa) – Nach der nächsten Enttäuschung soll die emotionale Erinnerung an die geglückte Olympia-Qualifikation in Riga das deutsche Eishockey-Team an selber Stelle ins WM-Viertelfinale führen.
Für das Vorrunden-Endspiel gegen Gastgeber Lettland und die erstmals in der Arena anfeuernden heimischen Fans am Dienstag (19.15 Uhr/Sport1) hofft das Team von Bundestrainer Toni Söderholm auf eine Wiederholung von 2016. Damals bereitete ein 3:2 vor frenetischen Zuschauern in Riga den Weg zur olympischen Silbermedaille von 2018.
„Wir haben es schon mal gemacht hier in Riga. Jetzt machen wir es nochmal“, kündete Kapitän Moritz Müller nach dem unglücklichen 0:2 (0:0, 0:1, 0:1) am Montag gegen die USA forsch an und gab an, sich „auf eine Schlacht“ vorzubereiten. „Ich glaube, die Jungs freuen sich. Es ist egal, ob jetzt die Zuschauer von hier oder vom Mond landen, die Jungs werden sich freuen, dass einfach Leute im Stadion sind“, sagte Söderholm zur besonderen Situation, ausgerechnet gegen die Letten wieder vor immerhin maximal 2660 Zuschauern zu spielen.
Erinnerungen an die Olympia-Qualifikation
Vor knapp fünf Jahren war das Duell mit leidenschaftlichen Letten das entscheidende für die Olympia-Qualifikation. Damals traf Tom Kühnhackl rund fünf Minuten vor dem Ende zum Sieg. Auch diesmal muss die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds gewinnen, um das Minimalziel Viertelfinale erneut perfekt zu machen. Weil Kasachstan mit 1:3 gegen Norwegen verlor, reicht den Deutschen ein Sieg nach Verlängerung oder nach dem Penaltyschießen für die K.o.-Runde.
Grund dafür ist das unnötige 0:2 am Montag gegen die USA trotz einer deutlichen Leistungssteigerung im Vergleich zu den Niederlagen zuvor gegen Kasachstan (2:3) und Titelverteidiger Finnland (1:2). „Die Mannschaft hat eine sehr, sehr starke Leistung gezeigt“, lobte Söderholm trotz der bitteren dritten WM-Niederlage in Serie. „Leider hat sie nicht das bekommen, was sie verdient gehabt hätte.“
Spielbestimmend aber ohne Torerfolg
Erstmals mit NHL-Nachrücker Dominik Kahun von den Edmonton Oilers im Team war Deutschland von Beginn an im Spiel, drückte die US-Boys in die Defensive, war über 60 Minuten spielbestimmend und hatte am Ende doppelt so viele Torschüsse wie der Favorit. Die Tore erzielte aber das US-Team. NHL-Stürmer Jason Robertson von den Dallas Stars (39. Minute) schoss die Amerikaner im deutlich effizienteren Überzahl-Spiel im Vergleich zum deutschen zum 29. Sieg im 45. WM-Spiel gegen Deutschland. Colin Blackwell (60.) traf kurz vor Schluss noch ins leere Tor für die US-Auswahl, die damit neben Finnland in der Gruppe B vorzeitig in der K.o.-Runde steht.
„Es wäre heute mehr als ein Punkt verdient gewesen. Ich glaube, dass wir das Spiel sofort abhaken müssen“, sagte Angreifer Marcel Noebels. „Wir haben ein Endspiel gegen den Gastgeber. Da wollen wir ins Viertelfinale einziehen – gar keine Frage.“
Vorne harmlos
Dafür muss indes dringend die Effizienz vor dem Tor besser werden. 9 – 5 – 3 – 2 – 1 – 0: Die Torausbeute des stark ins Turnier gestarteten deutschen Teams ging im Turnierverlauf rapide bergab. Wobei die ersten beiden Spiele gegen die Außenseiter Italien und Norwegen gelangen. Gegen die besseren Teams tat sich Deutschland anschließend erschreckend schwer. „Alles in allem haben wir ein gutes Spiel gemacht. Es hat vielleicht der letzte Wille, der letzte Zug zum Tor gefehlt“, sagte Müller selbstkritisch.
„Ein bisschen mehr Aggressivität vor dem gegnerischen Tor. Ein Tick mehr in der Offensive“, wünschte sich Bundestrainer Söderholm, der ansonsten aber sehr um Psychologie und positive Aspekte bemüht war. „Das Spiel heute hat gezeigt, was die Mannschaft wirklich kann. Auch wenn es schmerzhaft ist, können wir Selbstbewusstsein mitnehmen für morgen“, befand Söderholm fast trotzig.
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