Mit deutlicher Mehrheit haben die Schweizer gegen einen schnellen Ausstieg aus der Atomkraft gestimmt. Laut Hochrechnung bekam die von den Grünen eingebrachte Atomausstiegsinitiative nur 45 Prozent der Stimmen. Gegen den geforderten Atomausstieg bis spätestens 2029 stimmten 55 Prozent.

Der Initiative waren eigentlich gute Chancen eingeräumt worden, da sie in Umfragen auf hohe Zustimmung gestoßen war. Die Befürworter des Referendums hatten auf das hohe Alter der Schweizer Reaktoren – einige gehören zu den ältesten der Welt – und das Risiko von Atomunfällen hingewiesen. Die Regierung hatte gewarnt, dass ein vorschneller Ausstieg Importe ausländischen Atom- und Kohlestroms notwendig machen würde. Die Schweiz hatte nach dem Atomunfall von Fukushima 2011 zwar einen Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen, aber auf einen konkreten Zeitplan verzichtet.

Im Vorfeld der Abstimmung hatte es Drohungen vonseiten des Energieunternehmens Axpo gegeben. Konzernchef Andrew Walo warnte in einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ nicht nur vor Risiken für die sichere Stromversorgung, er kündigte für diesen Fall auch gleich eine enorme Schadensersatzforderung an: Sie hätte sich 4,1 Milliarden Franken (3,8 Milliarden Euro) belaufen.

Ein Erfolg der Volksinitiative hätte weitreichende Konsequenzen gehabt: Die Schweiz verfügt derzeit über fünf Atomkraftwerke, die man hätte abstellen müssen. Die drei ältesten von ihnen – Beznau I und II sowie Mühleberg – wären bereits im kommenden Jahr zugemacht worden. Die Meiler in Gösgen und Leibstadt hätten noch bis 2024 beziehungsweise 2029 Strom liefern dürfen. Dann wäre endgültig Schluss gewesen.

Zum Vergleich: In Deutschland ist der Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 beschlossene Sache. Trotzdem hat die Entscheidung der Schweizer auch auf Deutschland Auswirkungen: Die besonders alten Kraftwerke Beznau I und II, die nun in Betrieb bleiben, liegen in unmittelbarer Grenznähe zu Baden-Württemberg.

Read more on Source