Sechs von zehn Spielen der französischen Fußballliga sind verschoben worden, weil man die Polizisten an anderer Stelle braucht: Frankreichs Regierung fürchtet bei neuen „Gelbwesten“- Protesten erneut Gewalt und Ausschreitungen. Im ganzen Land sollen Premierminister Édouard Philippe zufolge 89.000 Polizisten und andere Ordnungskräfte eingesetzt werden.

Mit dem massiven Aufgebot soll eine Eskalation verhindert werden. Die Protestbewegung hat für Samstag im ganzen Land zu Demonstrationen aufgerufen. Schwerpunkt wird Paris sein. Allein in der Hauptstadt stehen 8000 Sicherheitskräfte bereit. Viele Sehenswürdigkeiten wie der Eiffelturm und Geschäfte bleiben geschlossen, zahlreiche Läden haben ihre Schaufenster mit Brettern geschützt.

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Mit Brettern geschützte Schaufenster auf den Champs-Élysées in Paris

Innenminister Christophe Castaner sagte: „Alles lässt darauf schließen, dass radikale Elemente und Aufrührer erneut versuchen werden zu handeln.“ Politiker verschiedener Lager riefen die Demonstranten zum Gewaltverzicht auf.

In den Aufrufen zu den Demonstrationen für dieses Wochenende ist vom „vierten Akt“ die Rede – es ist das vierte Wochenende in Folge, an dem die „Gelbwesten“, benannt nach den Warnwesten im Auto, protestieren. Ursprünglich hatten sie gegen geplante Steuererhöhungen auf Sprit und Diesel demonstriert. Dieses Vorhaben nahm die Regierung von Präsident Emmanuel Macron jedoch zwischenzeitlich zurück.

Dieses Zugeständnis hat die Proteste jedoch nicht beendet, im Gegenteil. Diese richten sich inzwischen allgemein gegen Macron und dessen Reformpolitik. Beobachter sehen den 40-Jährigen mit der schwersten Krise seit Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2017 konfrontiert.

Am vergangenen Wochenende war es in Paris und anderen Städten zu Krawallen gekommen. In der Hauptstadt lieferten sich Demonstranten Straßenschlachten mit der Polizei, Autos gingen in Flammen auf, der Triumphbogen wurde geplündert und stark beschädigt. Bislang hielt Macron sich mit Äußerungen zu den Ausschreitungen auffallend zurück. Öffentliche Auftritte überließ er stattdessen weitestgehend Premierminister Philippe.

Reportage
  • AFP

    „Gelbwesten“: Solche Proteste hat Paris noch nicht gesehen

Ein Merkmal der „Gelbwesten“ ist, dass sie bislang keine Struktur und keine einheitliche Führung haben. Eine Untergruppe der Protestbewegung, die sich selbst als „Sprachrohr der konstruktiven Wut“ sieht, rief am Freitagabend zu friedlichen Protesten auf. „Ich denke, wir müssen jetzt vernünftig sein und auf die Worte unseres Präsidenten warten. Er ist es, der den Schlüssel für dieses Schloss in der Hand hat“, sagte Christophe Chalençon von den „freien Gelben Westen“ nach einem Treffen mit Premier Philippe vor Journalisten. Man wolle keine Revolution, sondern eine Evolution der Gesellschaft – und diese müsse in Ruhe vonstatten gehen.

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