Die Marine hat am Dienstagmorgen 158 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Nach SPIEGEL-Informationen legte ein völlig überladenes Schlauchboot gegen 9.30 Uhr rund hundert Kilometer nordöstlich von der libyschen Hauptstadt Tripolis ab.
Das in Italien stationierte Hauptquartier der EU-Mission „Sophia“ beauftragte daraufhin die deutsche Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ mit einer Rettungsaktion. Gemeinsam mit einem Hilfsboot der Organisation „Open Arms“ retteten sogenannte Boarding-Teams der Bundeswehr wenig später die Flüchtlinge von dem Schlauchboot.
Die „Mecklenburg Vorpommern“ war erst am Samstag ins Operationsgebiet der EU-Mission „Sophia“ zurückgekehrt. Die Fregatte hat mehrere spezialisierte Boarding-Teams an Bord, die mit arabischsprechenden Spezialisten an die Flüchtlingsboote heranfahren und die Menschen in Gruppen retten.
Nächster Halt: Sizilien
An Bord des überladenen Schlauchboots waren nach Angaben aus Bundeswehrkreisen 97 Männer, 55 Kinder und Jugendliche sowie sechs Frauen, eine davon hochschwanger. Die Flüchtlinge wurden an Bord der „Mecklenburg Vorpommern“ zunächst versorgt und sollen nun in den italienischen Hafen Augusta auf Sizilien gebracht werden.
Die Rettungsaktion verdeutlicht erneut, dass weiterhin viele Menschen den oft tödlichen Weg über das Mittelmeer nach Europa suchen. In den letzten Tagen hieß es immer wieder, dass die Zahl der Flüchtlingsboote kürzlich stark zurückgegangen war.
Laut der Organisation für Migration gab es in den letzten drei Wochen auch keine Berichte mehr über ertrunkene Flüchtlinge. Der Rückgang wird mit den stärkeren Aktivitäten der libyschen Küstenwache begründet, die Flüchtlinge schon an den Stränden und Häfen oder in küstennahen Seegebieten aufhält. Noch am Dienstag verbreitete die Küstenwache entsprechende Bilder, die 500 von einem Boot gezogene Flüchtlinge nach der Rückkehr an der libyschen Küste zeigten.
Zeichen der Solidarität?
Fraglich bleibt, was mit den aufgehaltenen Menschen in Libyen dann passiert. Die diversen privaten Rettungsorganisationen, die im Mittelmeer tausende Flüchtlinge gerettet haben, gerieten durch die libyschen Aktivitäten in den letzten Tagen massiv unter Druck. So erklärte die sogenannte Einheitsregierung Libyens eine weit ins internationale Seegebiet reichende „Sicherheits-Zone“: Dort wollen ausschließlich sie Flüchtlingsboote aufbringen und die Menschen wieder ans Festland bringen. Den privaten Rettern verbot man sogar die Einfahrt in die Zone.
Die Bundesregierung hatte die libyschen Aktivitäten stets gelobt. Gleichsam betonte Berlin das Recht der zivilen Helfer, auch innerhalb der neuen Sicherheitszone bei Notfällen auf See eingreifen zu können.
Dass die Bundeswehr nun gemeinsam mit „Open Arms“ Flüchtlinge rettete, könnte ein Zeichen der Solidarität mit den ehrenamtlichen Rettern sein. Die Aktion fand allerdings außerhalb der „Sicherheits-Zone“ statt. Die Bundeswehr hat seit Beginn der EU-Mission, die offiziell zur Bekämpfung der Schleuser-Kriminalität durch Überwachung der Kriegsschiffe dient, tausende Menschen gerettet und nach Italien gebracht. Zuletzt hatte ein anderes Kriegsschiff Mitte Juli rund 900 Flüchtlinge in Sicherheit gebracht. Zu Beginn des Sommers hatte Rom allerdings mehrfach angekündigt, dass man am Ende der Aufnahmekapazität angekommen sei.
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