Monatelang ermittelten Polizeibeamte und Bundesanwaltschaft gegen Anhänger des Islamischen Staat (IS) in Deutschland. Dieser Arbeit folgten am frühen Dienstagmorgen fünf Verhaftungen. Den Männern mit Migrationshintergrund wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, wie „NDR“, „WDR“ und „Süddeutsche Zeitung“ berichten.
Unter ihnen befinde sich ein 32-jähriger Iraker, in der Szene bekannt als Abu Walaa. Er werde von den Behörden seit Jahren als zentrale Figur der deutschen Islamisten eingestuft. Die Beschuldigte seien auf dem Weg nach Karlsruhe, teilte die Bundesanwaltschaft mit.
IS-Rückkehrer sagte gegen die Verdächtigen aus
Der Iraker und vier weitere Männer seien in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am frühen Morgen verhaftet worden. Wie „NDR“, „WDR“ und „SZ“ erfuhren, hatte die Aussage eines IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil daran. Dem Schlag gegen die Islamisten seien monatelangen Ermittlungen vorausgegangen. Die Männer stehen demnach im Verdacht, Freiwillige für den „Islamischen Staat“ rekrutiert zu haben.
Es handelt sich laut Bundesanwaltschaft um den 32-jährigen irakischen Staatsangehörigen Ahmad Abdulaziz Abdullah A., den 50-jährigen türkischen Staatsangehörigen Hasan C., den 36-jährigen deutschen und serbischen Staatsangehörigen Boban S., den 27-jährigen deutschen Staatsangehörigen Mahmoud O. und den den 26-jährigen kamerunischen Staatsangehörigen Ahmed F. Y.
Verdächtige warben für den Islamischen Staat
Die Bundesanwaltschaft habe seit Herbst 2015 gegen den Iraker und mutmaßliche Helfer ermittelt. Sie sollen vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen junge Muslime für den sogenannten „Heiligen Krieg“, den Dschihad, angeworben und bei der Ausreise logistisch und finanziell unterstützt haben.
Erst im August sei es zu Durchsuchungen gekommen. Unter den durchsuchten Objekten sei eine Moschee in der Hildesheimer Nordstadt gewesen, die als bundesweit bedeutender Treffpunkt der salafistischen Szene gilt. Sicherheitsbehörden hätten schon länger beobachtet, dass es im zeitlichen Umfeld zu Islamseminaren des Predigers in der Hildesheimer Moschee zu Ausreisen in Richtung Syrien gekommen war.
In Hildesheim durchsuchten Polizisten am Morgen eine Wohnung und beschlagnahmten einen Computer. Es handelte sich nach Augenzeugen nicht um SEK-Beamte, sondern um Bereitschaftspolizisten.
Beschuldigte bestreiten Verbindung zum IS
In den Ruhrgebietsstädten Dortmund und Duisburg nahm die Polizei nach den Medien-Angaben zudem zwei weitere Prediger fest, die ebenfalls Teil des salafistischen Netzwerks um den Iraker sein sollen. Die Männer sollen bei Predigten in Wohnungen für den IS geworben und zur Ausreise in den Dschihad aufgerufen haben. Auch ihnen wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zur Last gelegt.
Wie „NDR“, „WDR“ und „Süddeutsche Zeitung“ weiter erfuhren, hatten die Aussagen eines IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil an den aktuellen Festnahmen. Der 22-Jährige war nach einem mehrmonatigen Aufenthalt im IS-Gebiet in Syrien in die Türkei geflohen und hat sich nach eigenen Aussagen von der Terrormiliz losgesagt. Bevor er Ende September nach Deutschland zurückgekehrt sei, habe der Mann „NDR“, „WDR“ und „SZ“ in der Türkei ein Interview gegeben, in dem er den Iraker Abu Walaa schwer belastet und als „die Nummer eins des IS in Deutschland“ bezeichnet habe. Die Beschuldigten hätten – soweit sie sich in der Vergangenheit dazu geäußert hätten – eine Verbindung zum Terrorismus verneint.
Read more on Source