Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro ist in Santiago de Cuba beigesetzt worden. Die Urne des früheren Präsidenten des sozialistischen Karibikstaats wurde am Sonntagmorgen (Ortszeit) auf dem Friedhof Santa Ifigenia bestattet, wie der staatliche Radiosender Reloj berichtete.
Die Beisetzung fand im engsten Kreis der Familie und weniger geladener Gäste statt und wurde streng abgeschirmt. Laut dem Bericht von Radio Reloj wurde Castros Urne nahe dem Mausoleum des Dichters und Nationalhelden José Martí beigesetzt.
Soldaten in Galauniform und mit Trauerflor am Arm brachten die Urne zum Friedhof. Tausende Menschen am Straßenrand sangen die Nationalhymne, als die Wagenkolonne langsam vorbeifuhr. Die Urne war von einer kubanischen Flagge bedeckt. Zu Beginn der Zeremonie wurden 21 Kanonenschüsse abgefeuert.
Am Vorabend hatten Hunderttausende Menschen auf dem Platz Antonio Maceo Abschied von Fidel Castro genommen. Präsident Raúl Castro schwor die Kubaner auf Verteidigung der Revolution ein. «Im Angesicht der Überreste von Fidel, in der Heldenstadt Santiago de Cuba, schwören wir, das Vaterland und den Sozialismus zu verteidigen», sagte er bei der finalen Trauerfeier am Samstagabend.
Parteifunktionäre, Gewerkschaftsführer und Offiziere versprachen ihre Gefolgschaft. Die Menschen schwenkten kubanische Flaggen, zeigten Bilder von Fidel Castro und skandierten: «Fidel – Freund – das Volk ist bei dir.»
Unter den Trauergästen waren der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, der bolivianische Staatschef Evo Morales und der nicaraguanische Präsident Daniel Ortega. Auch die brasilianischen Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff sowie die Fußballlegende Diego Maradona waren zu der Massenkundgebung nach Santiago de Cuba gekommen.
Altkanzler Gerhard Schröder hatte als Vertreter Deutschland bereits am Dienstag an der Trauerfeier auf dem Revolutionsplatz in Havanna teilgenommen. Er kann Castro durch mehrere Treffen und wurde ein Freund der kubanischen Cohiba-Zigarren.
Aus Europa nahmen auch der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras und die französische Umweltministerin Ségolène Royal an der Trauerfeier teil. Royal geriet daheim in die Kritik, weil sie den Diktator Castro lobte. Die Kubaner hätten ihm ihr Land und ihr Leben zu verdanken, sagte sie laut einem Bericht der Zeitung «Le Figaro». Berichte über Menschenrechtsverletzungen seien «Desinformation».
Zuvor war die Urne quer über die Insel von der Hauptstadt Havanna nach Santiago de Cuba gebracht worden. Die Stadt im Südosten gilt als Wiege der kubanischen Revolution. Im ganzen Land säumten Menschen die Straße, um von Castro Abschied zu nehmen. Veteranen, Schulkinder und Bauern jubelten dem Konvoi zu. Die Menschen schwenkten kubanische Flaggen und skandierten: «Ich bin Fidel, ich bin Fidel.»
Castro war am 25. November im Alter von 90 Jahren gestorben. Er hatte Kuba 47 Jahre lang mit harter Hand regiert. 2006 zog er sich aus der aktiven Politik zurück und übertrug Raúl Castro die Macht. Sein Bruder leitete einen vorsichtigen Öffnungskurs ein und nahm diplomatische Beziehung zum einstigen Erzfeind USA auf.
Castro war äußerst umstritten. Für die einen war er ein Held, der Kuba befreit und viel sozialen Fortschritt gebracht hat. Für die anderen ein brutaler Gewaltherrscher, der Andersdenkende unterdrückte, keine freien Wahlen zuließ und weder Meinungs- noch Pressefreiheit gewährte.
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