Chicago (dpa) – Der frühere Bundestrainer und DFB-Ehrenspielführer Jürgen Klinsmann ist als US-Coach beurlaubt worden. „Wir sind davon überzeugt, dass wir jetzt eine andere Richtung einschlagen müssen“, kommentierte Verbandschef Sunil Gulati die Entscheidung.
Der 52 Jahre alte Klinsmann hatte die amerikanische Fußball-Nationalmannschaft seit Juli 2011 trainiert und war mit dem Team bei der WM 2014 ins Achtelfinale gekommen. 2013 hatte die US-Auswahl den CONCACAF Gold Cup gewonnen. Zuletzt allerdings hatten die USA in der WM-Qualifikation zwei Niederlagen hinnehmen müssen und drohen die Weltmeisterschaft 2018 in Russland zu verpassen.
Als Nachfolger für Klinsmann wird Bruce Arena gehandelt, der die Mannschaft bereits von 1998 bis 2006 betreute und aktuell Trainer bei LA Galaxy ist. Von Klinsmann selber gab es zunächst keine Reaktion. Noch am Montag hatte die „New York Times“ ein Interview veröffentlicht, in dem der Weltmeister von 1990 mit den Worten zitiert wurde: „Ich habe keine Angst. Fußball ist emotional und manche Menschen urteilen, ohne irgendetwas über den Sport oder das Innere eines Teams zu wissen.“ Die Zeitung warf Klinsmann in einem Beitrag vor, für Kritik unempfänglich zu sein und die Verantwortung für schlechte Ergebnisse immer bei anderen gesucht zu haben.
Beim 0:4 in Costa Rica hatten die US-Boys die höchste Qualifikations-Niederlage seit 1957 kassiert, wenige Tage zuvor hatte Klinsmanns Team auch gegen Erzrivale Mexiko (1:2) verloren. Die USA sind in ihrer Qualifikationsgruppe nach den beiden Niederlagen mit null Punkten Tabellenletzter. Nur die ersten drei Mannschaften qualifizieren sich direkt, der Vierte hat noch die Chance über die Playoffs. Derzeit haben Costa Rica (6 Punkte), Mexiko (4) und Panama (4) die besten Aussichten. Auch Honduras (3) und Trinidad & Tobago (0) liegen in der Tabelle noch vor den US-Amerikanern.
Klinsmann hatte sich zuletzt zudem auffällig viele taktische Fehler ankreiden lassen müssen. Nach seinem Fauxpas gegen Mexiko, als er im ungewohnten 3-5-2-System begann und nach einer halben Stunde alles über den Haufen warf, stellte er gegen Costa Rica wieder auf 4-4-2 um – was ebenfalls nicht funktionierte. „Wir trainieren ein Team, das in einer Übergangsphase ist“, sagte Klinsmann vor seiner Beurlaubung. „Wir werden immer wieder junge Spieler einbringen müssen.“
Verbandschef Gulati würdigte in der Mitteilung auch die Verdienste des früheren Bundesliga-Torjägers. „Er hat jeden in unserem Verband dazu aufgefordert, neue Wege zu gehen. Dank ihm sind wir als Organisation gewachsen“, sagte Gulati. Klinsmann war im Juli 2011 als Nachfolger von Bob Bradley als US-Coach berufen worden. Zuvor hatte Klinsmann das deutsche Nationalteam während der WM 2006 im eigenen Land trainiert und in der Saison 2008/2009 den FC Bayern München.
Die Bayern hatten sich kurz vor Ablauf der Spielzeit im April 2009 von Klinsmann getrennt – ebenfalls wegen ausbleibender Erfolge.
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