Israels Armee setzt ihre Kämpfe gegen die Hamas unegachtet von weltweiten Massenprotesten fort. Jordaniens Außenminister warnt indes mit drastischen Worten vor Langzeitfolgen. Die News im Überblick.
Trotz weltweiter Proteste und Forderungen nach einer Waffenruhe im Gazastreifen setzt Israel seine Militäroffensive gegen die islamistische Hamas fort. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas forderte in Ramallah bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken, dass im Gazastreifen umgehend eine Waffenruhe gelten müsse.
Hunderttausende Menschen hatten am Wochenende bei Demonstrationen in Washington, London, Paris, Berlin, Istanbul, Sydney und Jakarta unter anderem verlangt, das Blutvergießen im Gaza-Krieg zu beenden.
Gazastreifen in zwei Hälften geteilt
Der Gazastreifen ist nach Militärangaben von israelischen Truppen vollständig in zwei Hälften geteilt worden. Es gebe nun „ein Nordgaza und ein Südgaza“, sagte Sprecher Daniel Hagari am Sonntagabend. Die Einheiten hätten die Küste im südlichen Teil der Stadt Gaza erreicht und „halten“ den Bereich, sagte Hagari.
Die Stadt Gaza sei nun vollständig eingekreist. Dies sei ein entscheidender Schritt. Zivilisten soll es nach seiner Darstellung jedoch weiter möglich sein, in den südlichen Teil des Gazastreifens zu flüchten. Hagari bestätigte zudem, dass am Abend Luftschläge auf den dicht besiedelten Küstenstreifen ausgeweitet wurden.
Zuvor waren dort nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsgesellschaft erneut alle Kommunikations- und Internetdienste ausgefallen.
Israel: „Sind jederzeit bereit, im Norden zuzuschlagen“
Israels Militär ist nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi zudem auf einen möglichen größeren Angriff im Libanon vorbereitet. „Wir sind jederzeit bereit, im Norden zuzuschlagen“, sagte Halevi bei einem Truppenbesuch an der Grenze zum Libanon. „Wir wissen, dass es dazu kommen kann.“
Er habe jedoch großes Vertrauen, dass die Verteidigung im Norden stark sei. „Wir haben das klare Ziel, eine deutlich bessere Sicherheitslage an den Grenzen wiederherzustellen, nicht nur im Gazastreifen.“
Berichte: Tote bei Beschuss eines Wohnhauses
Das israelische Militär hat bei seiner Bodenoffensive gegen die Hamas Berichten zufolge auch ein Haus in einem Flüchtlingsviertel angegriffen. Bei dem Bombardement im Viertel Al-Magasi im Zentrum des Küstengebiets seien mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen, teilte die unter der Kontrolle der Hamas stehende Gesundheitsbehörde in Gaza mit. Auch diese Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee teilte mit, sie prüfe die Berichte.
Neue Raketenangriffe aus Gaza auf Zentrum Israels
Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas feuerte am Abend erneut Raketen auf israelische Ortschaften ab. Auch im Großraum Tel Aviv heulten mehrfach die Warnsirenen. Der militärische Arm der Hamas, die von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, reklamierte die Attacken auf Telegram für sich. Verletzt wurde Sanitätern zufolge nach ersten Erkenntnissen niemand.
Fast 10.000 tote Palästinenser seit Kriegsbeginn
Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn am 7. Oktober nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Sonntag auf 9770 gestiegen. Rund 25.000 Menschen seien verletzt worden. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen. Den Angaben zufolge handelt es sich um die mit Abstand größte Zahl von Toten unter Palästinensern während eines Krieges in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober im Grenzgebiet verübt hatten. Auf israelischer Seite sind dabei und in den Tagen darauf mehr als 1400 Tote zu beklagen, darunter auch viele Frauen, Kinder und Jugendliche. Als Reaktion will Israel die militärischen Fähigkeiten der Hamas komplett zerstören und ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden.
Waffenruhe vs. Feuerpause: Blinken und arabische Kollegen uneins
Vor Palästinenserpräsident Abbas hatten die Außenminister der arabischen US-Verbündeten Jordanien und Ägypten, Aiman al-Safadi und Samih Schukri, Blinken gesagt: „Die arabischen Länder, die arabische Welt fordern einen sofortigen Waffenstillstand, der diesen Krieg beendet und das Töten von Unschuldigen und die Zerstörung, die er verursacht, beendet. Wir akzeptieren nicht, dass es sich um Selbstverteidigung handelt“, wie Al-Safadi zitiert wurde.
Er warnte Blinken: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Krieg alles untergräbt, was getan wurde, um der Region einen gerechten Frieden zu bringen. Mit jeder Rakete, die auf den Gazastreifen abgefeuert wird, mit jedem getöteten palästinensischen Kind (…) versinkt die gesamte Region in einem Meer des Hasses, das die kommenden Generationen bestimmen wird.“
Blinken spricht von humanitärer Feuerpause
Blinken setzt sich für eine vorübergehende humanitäre Feuerpause ein, lehnt aber einen Waffenstillstand ab: „Ein vollständiger Waffenstillstand würde jetzt nur dazu führen, dass die Hamas an der Macht bleibt, sich neu gruppieren könnte und wiederholen könnte, was sie am 7. Oktober getan hat.“
Eine kurze Feuerpause ermögliche es aber aus Sicht der USA, humanitäre Unterstützung nach Gaza zu bringen, und verbessere die Bedingungen für mögliche Freilassungen von Geiseln in der Gewalt der Hamas, sagte Blinken.
Ausreisen aus dem Gazastreifen gestoppt
Nach einem israelischen Angriff auf einen Krankenwagen sind Ausreisen aus dem Gazastreifen vorerst gestoppt worden. Betroffen sind verletzte Palästinenser ebenso wie Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft.
Aus Sicherheitskreisen in Gaza hieß es, dass Ausländer den Gazastreifen nicht verlassen könnten, ehe nicht die Verwundeten nach Ägypten gebracht werden können. Es müssten zunächst sichere Wege für die Durchfahrten von Krankenwagen aus dem Gazastreifen zum Grenzübergang Rafah zu Ägypten geschaffen werden.
UN fordern mehr humanitäre Hilfe für Palästinenser
Das UN-Welternährungsprogramms (WFP) hat einen sicheren und erweiterten Zugang für humanitäre Hilfe zum Gazastreifen gefordert. Der Bedarf an humanitären Hilfsgütern sei sprunghaft angestiegen und die kritischen Nahrungsmittelvorräte hätten einen gefährlichen Tiefstand erreicht, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah am Sonntag. „Heute spreche ich einen dringenden Appell für die Millionen von Menschen aus, deren Leben durch diese Krise zerstört wird.“
Die Zahl der bisher getöteten Mitarbeiter der Vereinten Nationen steigt indes auf 79 an. Fünf Mitarbeiter seien innerhalb der vergangenen 48 Stunden getötet worden, teilte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA mit. Mindestens 24 weitere seien verletzt worden. Wie die meisten Bewohner des Küstenstreifens seien auch UN-Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Familien vertrieben worden. „Sie arbeiten weiterhin unermüdlich, um humanitäre Hilfe zu leisten.“
Lesen Sie mehr auf Quelle