Israelische Soldaten sind in ein Krankenhaus im Gazastreifen eingedrungen. Indes wurde der Tod einer weiteren Geisel bestätigt. Mehr als vier Monate nach dem Hamas-Angriff auf Israel ist der Tod einer weiteren israelischen Geisel bestätigt worden. Der 59-jährige Jair Jaakov sei am Tag des Überfalls am 7. Oktober getötet worden, erklärte sein Kibbuz Nir Oz im Süden Israels am Donnerstag. Seine Leiche werde von der Hamas im Gazastreifen festgehalten. Das Forum der Geisel-Familien bestätigte den Tod Jaakovs. Bei dem Großangriff der von der EU und der USA als Terrororganisation eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober waren israelischen Angaben zufolge rund 1.160 Menschen getötet und etwa 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Rund 130 davon sollen immer noch im Gazastreifen festgehalten werden, mindestens 30 von ihnen sollen tot sein. Allein aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppten die Hamas-Terroristen mehr als 70 Menschen. Auch Jaakovs Lebensgefährtin und zwei seiner drei Söhne wurden entführt. Sie wurden im November im Zuge einer einwöchigen Feuerpause im November freigelassen. Israelische Armee stürmt Krankenhaus Israelische Streitkräfte haben am Donnerstag das größte noch funktionierende Krankenhaus im Gazastreifen gestürmt. Das israelische Militär bezeichnete den Einsatz als präzise und begrenzte Razzia. Auslöser seien glaubwürdige Informationen, Hamas-Kämpfer hätten sich in dem Nasser-Krankenhaus in Chan Junis versteckt. Zudem vermutet die Armee eigenen Angaben zufolge dort die Leichen von israelischen Geiseln. Mehrere Verdächtige seien festgenommen worden. Ein Sprecher der Hamas wies die Angaben als erlogen zurück. „Wir haben glaubwürdige Informationen aus mehreren Quellen, darunter auch von freigelassenen Geiseln, die darauf hindeuten, dass die Hamas Geiseln im Nasser-Krankenhaus in Chan Junis hielt und dass sich möglicherweise Leichen unserer Geiseln in der Einrichtung (…) befinden“, hieß es am Donnerstag in einer Erklärung der Armee. Im Internet veröffentlichte Videos sollen Teile des Einsatzes zeigen. Zu sehen sind chaotische Szenen, zu hören sind Schreie und Schüsse in abgedunkelten Korridoren. Der Nasser-Krankenhaus-Komplex liegt in Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Aus Gebäude vertrieben Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen erklärte, die Soldaten hätten Flüchtlinge und Angehörige des medizinischen Personals aus dem Gebäude vertrieben. Ähnlich äußerte sich die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Demnach standen die Menschen, die zum Verlassen des Krankenhauses aufgefordert wurden, vor der Wahl, zu bleiben „und zu einer potenziellen Zielscheibe zu werden“ oder unter der Gefahr von Bombenangriffen eine neue Zuflucht zu suchen. Am Mittwoch hatte das UN-Büro für humanitäre Hilfe mitgeteilt, dass das Nasser-Krankenhaus von israelischen Streitkräften belagert wurde. Im gesamten Gazastreifen sind nach massiven Bombardierungen von Wohnvierteln Krankenhäuser zu Fluchtpunkten geworden. Israel wirft der Hamas vor, Krankenhäuser für militärische Zwecke zu nutzen. Video-Aufnahmen sollen die Anschuldigungen belegen. Die palästinensische Gruppierung weist das zurück. Alle Vorwürfe Israels seien nicht bewiesen. UN: Israel greift systematisch Krankenhäuser an Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen erhob nach dem Einsatz Vorwürfe gegen Israel. „Die Operation scheint Teil eines Musters zu sein: Israelische Streitkräfte greifen lebenswichtige zivile Infrastruktur an, insbesondere Krankenhäuser“, sagte UN-Menschenrechtssprecherin Ravina Shamdasani am Donnerstagabend in Genf. Selbst wenn Israel argumentiere, eine Klinik sei vom Feind genutzt worden, müsse das Militär laut internationalem Recht vorsichtig und verhältnismäßig vorgehen. Israels Armeesprecher Hagari betonte, das Militär sei bei allen Einsätzen in Krankenhäusern im Gazastreifen im Einklang mit dem Völkerrecht vorgegangen und werde dies auch weiterhin tun. „Wir haben nicht die Absicht, den Betrieb des Krankenhauses zu stören.“ Baerbock fordert Schutzkorridor Außenministerin Annalena Baerbock hat während ihres Besuchs in Israel gefordert, dass vor Angriffen auf Rafah im Süden des Gazastreifens Schutzkorridore für die Zivilbevölkerung in den Norden eingerichtet werden. Ihr sei es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft alles dafür tue, dass die eine Million Menschen in der Stadt in Sicherheit gebracht werden, sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag. Baerbock forderte auch die Länder der Region auf, Druck auf die Islamistenorganisation Hamas auszuüben, damit diese sich ergebe und die Geiseln freilasse. Die Außenministerin bezeichnete die Hamas als „Grundübel“ der gegenwärtigen Situation. Hamas-Mitglieder hätten am 7. Oktober in Israel Frauen vergewaltigt und „kleine Kinder auf brutalste Art ermordet“. Die Terroristen hätten zudem auch viel Leid über Kinder und Familien im Gazastreifen gebracht. 17.000 Kinder seien derzeit ohne Eltern in dem Palästinensergebiet. Das Leid müsse beendet werden, so die Außenministerin. „Das ist unsere menschliche Aufgabe.“ Baerbock sprach sich auch für deutlich mehr Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet aus – konkret 500 Lastwagen am Tag. So viel Lkw mit humanitären Gütern fuhren vor Kriegsbeginn täglich in das Gebiet. Sie forderte dafür auch für die Öffnung weiterer Grenzübergänge.
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