Seit Tagen tobt in der US-Medienlandschaft eine heftige Debatte über Donald Trumps Auftreten als Präsident. In einer Reihe von sehr beleidigenden Tweets beschimpfte er die beiden Moderatoren Joe Scarborough und Mika Brzezinski unter anderem als „low I.Q. Crazy Mika“ und „Psycho Joe“, unterstellte Brzezinski nach einem Facelift „schlimm blutend“ bei ihm aufgetaucht zu sein und nannte sie in einem separaten Tweet „dumm wie ein Stein“ – selbst für Trumps Verhältnisse heftige Aussagen. Wenig präsidial zu agieren, wird ihm bereits länger von vielen US-Medien vorgeworfen. Am Wochenende reagierte er darauf per Tweet. Seine Nutzung der sozialen Medien sei eben „MODERN DAY PRESIDENTIAL“ (modern präsidial).
Auch das Weiße Haus argumentierte mehrfach, Trump werde scharf angegriffen und würde sich daher ebenso scharf wehren. Eine Sichtweise, die viele US-Medien nicht teilen. Für sie sollte der Präsident nicht auf negative Berichte reagieren wie ein bockiges Kind. Aber so gespalten, wie die US-Bevölkerung beim Thema Trump ist, so sind es auch die Medien. Ein exemplarischer Blick auf die Reaktionen der „Washington Post“ und der „New York Times“ auf der einen und von Fox News und „Breitbart“ auf der anderen Seite.
„New York Times“
Die Lieblingszielscheibe Trumps für seine „Fake News“-Vorwürfe geht mit dem Präsidenten gewohnt hart ins Gericht. In einem Meinungsstück werden Attribute aufgelistet, die ihm im Vergleich zu seinen Vorgängern fehlten: die „Zähigkeit eines George Washington“ etwa, der einmal sagte, dass die Pfeile seiner Kritiker ihn nie wirklich treffen könnten. Oder die „Sicherheit eines Dwight Eisenhower“, der einmal suggestiv fragte, wie ein Reporter einem Präsidenten schon groß schaden könnte. Trump aber könne „diesem Druck nicht standhalten“ und würde dabei nicht einmal merken, wie „er sich selbst blamiert“. Die Zeitung sorgt sich um einen möglichen neuen Standard für zukünftige Präsidenten. „Kann die Etiquette aus Wrestling und Realty-TV wirklich als akzeptabel für das Oval Office durchgehen?“
„Washington Post“
Für die Hauptstadt-Zeitung stellt Autorin Kathleen Parker die Frage, ob es das diesmal war für Trump, ob seine Äußerungen zu Mika Brzezinski Republikaner „zwingen würden, sich bewusst zu machen, was für viele so offensichtlich ist: dass mit dem Präsidenten irgendetwas nicht stimmt“. Mit seinen Tiraden habe Trump „unter der von ihm bereits tief gehängten Stange Limbo getanzt“. Trump sei „so dunnhäutig, ein solcher politischer Amateur, dem die Fähigkeit, etwas nicht zu beachten, völlig abginge“. Nichts könne er daher an sich vorüberziehen lassen.
Fox News
Der erzkonservative Sender ist mittlerweile fast der einzige, dem Trump Interviews gibt. Im Gegenzug erhält der Präsident dafür meist wohlwollende Berichterstattung. Unter den meinungsstarken Gesichtern des Senders hat er sogar einige treue Fans, die aus ihrer Zuneigung zu ihm auch kein Geheimnis machen. So etwa Tucker Carlson. Der Moderator bemüht sich zwar gar nicht erst, die Aussagen des Präsidenten an sich zu verteidigen. Dafür aber greift er – ganz auf der Linie des Weißen Hauses – die „liberalen Medien“ an, die sich auf „Wichtigeres“ konzentrieren sollten als Trumps Twitter-Tiraden, etwa die „illegale Einwanderung“. Mit der empörten Reaktion würden die Medien Trump lediglich in der Annahme bestätigen, dass sie unfair über ihn berichten würden. Es würde „mit zweierlei Maß gemessen“, was Trumps Aussagen und die gegen ihn angehe, so Tucker.
„Breitbart“
Zu guter Letzt das rechte Nachrichtenportal: Für „Breitbart“ nahm sich Charles Hurt der Twitter-Tirade gegen die beiden Journalisten an. Unter der Überschrift „Oh, das verrückte Genie Donald Trump“ feierte er seinen Präsidenten, der gerade auf Twitter einen rausgehauen habe, obwohl er sich „auf dem Höhepunkt seines größten Erfolges“ befinde. Damit meint Hurst, dass Trump „gegen illegale Ausländer kämpft, die fürchterliche Verbrechen in unserem Land begehen“. Die Botschaft an Brzezinski und Scarborough sei „deliziös“, „gnadenlos einfallsreich“ und „freudig bösartig“, schreibt Hurt. „Wie eine ganze Saison Wrestling in nur zwei Tweets verpackt.“ Die Präsidentschaft Trumps sei „wie einen Hund zu haben“. „Jeden Tag liebt man den Hund mehr und mehr, bis es unmöglich erscheint, ihn noch mehr zu lieben.“ Seine Argumente zur Verteidigung Trumps: Niemand habe seine Anschuldigungen in dem Tweet widerlegt. „Wie bei Russland und der Befugnisüberschreitung (in Sachen Comey, d. Red.) und allem anderen gibt es nicht den Funken eines Beweises, dass Herr Trump hier nicht zu 100 Prozent Recht hat.“ Zu den Vorwürfen, Trump sei nicht „präsidial“ genug, meint Hurt: „Wirklich, wie eine Praktikantin im Oval Office belästigen? So präsidial?“
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