Das Treffen sollte nur eine Viertelstunde dauern, am Ende wurden 90 Minuten daraus: Der noch amtierende US-Präsident Barack Obama hat seinen designierten Nachfolger Donald Trump erstmals im Weißen Haus empfangen.
Seine Regierung werde ihr Möglichstes tun, um dem neu gewählten Präsidenten zu helfen, sagte Obama nach dem Gespräch mit dem rechtspopulistischen Immobilienmilliardär. „Denn wenn Sie Erfolg haben, dann hat das Land Erfolg.“ Er habe ein „exzellentes Gespräch“ mit Trump geführt, sagte Obama weiter.
Trump war am Dienstag (Ortszeit) unerwartet zum 45. Präsident der USA gewählt worden. Er wird im Januar kommenden Jahres das Amt antreten.
„Mr. President, es war eine große Ehre für mich, bei Ihnen zu sein, und ich freue mich darauf, mit Ihnen noch viele, viele Male zusammen zu sein“, sagte Trump, „wir haben uns vorher ja noch nie getroffen.“ Der künftige Hausherr spricht auch von seinem „großen Respekt“ für den scheidenden Präsidenten und kündigt an, dass er künftig dessen „Rat“ einholen wolle. Dies sind sanfte Töne des Rechtspopulisten, an die sich die Öffentlichkeit erst noch gewöhnen muss.
Hervorragendes Gespräch
Anderthalb Stunden haben Obama und Trump am Tag zwei nach der historischen Wahl zusammengesessen, die nach wie vor Schockwellen rund um den Globus sendet. Obama berichtet von einem „hervorragenden Gespräch“. Und Trump sagt, dass der Austausch aus seiner Sicht „noch viel länger hätte weitergehen können“. Trump rief den Reportern mehrfach zu, dass Obama „ein sehr guter Mann sei“.
In rund 70 Tagen wird er auch mit seiner Frau Melania und dem gemeinsamen Sohn Barron ins Weiße Haus ziehen. Obama kündigte an, alles zu tun, um Trump zu helfen. Der künftige Präsident und seine Frau sollten sich willkommen fühlen.
Anders als bei bisherigen ersten Treffen von amtierenden und designierten Präsidenten gab es dieses Mal kein gemeinsames Foto der Ehepaare. Die Obamas hätten den Fototermin abgesagt, berichtete das „Wall Street Journal“. Während Barack Obama und Donald Trump im Oval Office miteinander sprachen, hatte Michelle Obama die künftige First Lady Melania Trump empfangen.
Indem die neuen Bewohner des Weißen Hauses möglichst umfassend gebrieft werden, soll Chaos beim Übergang vermieden werden. Zu der Prozedur gehört auch, dass Trump bereits in Kürze regelmäßige Briefings durch die Geheimdienste mit hochgeheimen Informationen erhalten wird. Auch Obama hatte vor seinem Amtsantritt davon profitiert, dass ihn sein Vorgänger George W. Bush trotz ihrer erheblichen Differenzen ausführlich in das Innenleben der Präsidentschaft einweihte. Den damaligen „reibungslosen Übergang“ hebt der nun scheidende Präsident als vorbildhaft hervor.
Noch vor wenigen Tagen „charakterlich ungeeignet“
Der jetzige Machtübergang wird von der US-Öffentlichkeit mit besonderer Anspannung beobachtet – folgt er auf eine Wahlkampagne, die in ihrer Aggressivität in der jüngeren US-Geschichte beispiellos ist. Der Ton wurde vor allem durch Trump gesetzt. So rückte der rechtspopulistische Immobilienmilliardär erst vor einigen Wochen von seiner lange propagierten Verschwörungstheorie ab, dass Obama nicht in den USA geboren sei und damit gar nicht Präsident sein dürfe.
Obama wiederum engagierte sich in einem für einen scheidenden US-Präsidenten ungewöhnlichen Maße im Wahlkampf – noch am Tag vor der Wahl trat er an der Seite von Hillary Clinton auf. Und im Gleichklang mit Trumps Rivalin bezeichnete er den Republikaner als „charakterlich ungeeignet“ und „jämmerlich unvorbereitet“ für das höchste Staatsamt. Allerdings zeigte sich der designierte Präsident in seiner Siegesrede am Mittwoch versöhnlich und schlug einen deutlich gemäßigteren Ton an.
Obama gab seinem Nachfolger noch einen Ratschlag zum Umgang mit Reportern: „Hier ist eine gute Regel. Beantworte keine Fragen, wenn sie anfangen zu brüllen.“
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