Nach dem Sieg von Donald Trump bei der Präsidentenwahl hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die USA zur Bündnistreue ermahnt. Angesichts eines selbstbewusst auftretenden Russlands und Konflikten im Nahen Osten habe sich die Sicherheitslage der Nato-Staaten in den vergangenen Jahren „dramatisch verschlechtert“, schrieb Stoltenberg in der britischen Sonntagszeitung „The Observer“.
„Es ist nicht an der Zeit, den Wert der Partnerschaft zwischen Europa und den Vereinigten Staaten infrage zu stellen“, schrieb Stoltenberg. Seit 67 Jahren garantiere das einzigartige Bündnis zwischen Europa und den USA, bei allen Differenzen, die es mitunter gäbe, Stabilität in der Welt. Alleingänge seien weder für Europa noch für Amerika eine Option.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
Erinnerung an Afghanistan
Die Warnungen des Nato-Generalsekretärs zeigen, wie groß die Sorge in europäischen Hauptstädten nach dem Wahlsieg Trumps sind. Der Republikaner hatte im Wahlkampf Zweifel daran gesät, ob sich die USA weiterhin zur Beistandspflicht mit den Nato-Partnern im Falle eines Angriffs bekennen – ein Grundprinzip des Verteidigungspakts.
Stattdessen hatte Trump immer wieder betont, dass einige Länder zu wenig für Militär ausgäben und sich lieber von den USA beschützen ließen. Auf diesen Aspekt geht Stoltenberg in seinem Beitrag lang und ausführlich ein und zählt detailliert auf, wann und um wie viel Prozent das Bündnis beziehungsweise seine Mitgliedstaaten die Verteidigungsausgaben erhöhen würden.
Stoltenberg erinnerte außerdem daran, dass der einzige Bündnisfall der Geschichte nach einem Angriff auf die USA ausgerufen wurde – nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Mehr als 1000 europäische Soldaten hätten dafür in Afghanistan mit dem Leben bezahlt.
Stoltenberg hatte sich eigentlich fest darauf eingestellt, beim nächsten Nato-Gipfeltreffen Hillary Clinton als amerikanische Präsidentin begrüßen zu können. Doch nach der Wahl Trumps hat sich das Bündnis nach SPIEGEL-Informationen nun kurzfristig entschieden, den ursprünglich für das Frühjahr geplanten Gipfel der Staats- und Regierungschefs auf einen Termin im Sommer zu verschieben.
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