Die SPD-Spitze geht in Koalitionsverhandlungen mit der Union – so hat es der Parteitag in Bonn mit knapper Mehrheit beschlossen. Allerdings gibt es noch eine weitere Hürde bei den Sozialdemokraten: Am Ende sollen die Mitglieder über einen vorliegenden Vertrag abstimmen. Genau darauf setzen jetzt die Jusos, die seit Wochen eine Kampagne gegen die Große Koalition fahren. Sie wollen bis zur Abstimmung möglichst viele kritische Neumitglieder werben, die dann gegen das Bündnis mit der Union votieren.

Noch lässt sich nicht sagen, wie aussichtsreich diese Strategie ist. Allerdings registrierte die SPD kurz nach dem Parteitag in Bonn vermehrt Parteieintritte. Bei den nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten seien bis Dienstagmorgen mehr als 520 Aufnahmeanträge online eingegangen, sagte ein Parteisprecher. Dem stehe „eine Handvoll“ Austritte gegenüber. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2017 waren es in NRW rund 8000 Neueintritte. Schon das war der höchste Wert seit Jahren.

Auch in Bayern und Berlin schnellte die Zahl der Beitritte in die Höhe: In Bayern gab es im Laufe des Montags allein online 100 Neueintritte, in Berlin wurden 70 Aufnahmeanträge gestellt, wie Sprecher beider Landesverbände mitteilten.

Kaum Austritte

Auf dem Parteitag in Bonn hatten sich nur 56,4 Prozent für Koalitionsverhandlungen ausgesprochen. Bislang hat die SPD etwa 440.000. In Berlin vermutete eine Sprecherin der Landespartei, dass die Neumitglieder nun entweder über den Koalitionsvertrag mit abstimmen wollen oder die Entscheidung des Parteitags unterstützen wollen.

In Baden-Württemberg verzeichnete der SPD-Landesverband nach dem Parteitag einige Dutzend Neueintritte. Ein Parteisprecher sagte, die Austritte könne man dagegen an einer Hand abzählen.

In den kleinen SPD-Landesverband Brandenburg traten seit Sonntag 15 neue Mitglieder ein. Austritte habe es keine gegeben, sagte Generalsekretär Erik Stohn. Damit setze sich ein positiver Trend seit der Bundestagswahl fort. Seit Anfang Oktober seien knapp 160 Brandenburger in die Partei eingetreten, Austritte habe es nur knapp 40 gegeben. Auch die meisten anderen Parteien hatten im Jahr der Bundestagswahl vermehrt Neueintritte registriert.



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