Bei der entscheidenden Runde der Sozialisten-Vorwahl in Frankreich haben deutlich mehr Bürger abgestimmt als noch vor einer Woche. In 75 Prozent der Wahlbüros wurden bis zum Mittag mehr als 567.000 Menschen gezählt.

Das sei im Vergleich zum vergangenen Sonntag ein Plus von 21 Prozent, sagte der Chef des Organisationsausschusses, Christophe Borgel. Die Wähler bestimmen den Präsidentschaftskandidaten der Sozialisten. An der Vorwahl können alle Franzosen teilnehmen, die im Wählerverzeichnis stehen und sich zu den Werten der Linken bekennen.

Favorit ist Ex-Minister Benoît Hamon, der in der ersten Runde mit zusammen sieben Anwärtern auf rund 36 Prozent der Stimmen gekommen war. Der 49-Jährige steht für einen radikalen Bruch mit der verpönten Bilanz von Staatschef François Hollande. Sein Programm wird auch als utopisch bezeichnet.

Sein Konkurrent Manuel Valls erzielte vor einer Woche rund 31,5 Prozent. Valls gab sich jedoch nicht geschlagen. «Alles ist möglich», sagte der 54-Jährige dem TV-Nachrichtensender BFMTV und anderen Sendern. «Ich hoffe, dass heute mehr Franzosen wählen als am vergangenen Sonntag.» An der ersten Vorwahlrunde hatten sich nur rund 1,6 Millionen Wähler beteiligt.

Valls gehört dem rechten Parteiflügel an und verteidigte in Debatten die Politik Hollandes. Der scheidende Staatschef selbst tritt nicht mehr an.

Das linke Lager Frankreichs steht drei Monate vor der Präsidentenwahl zersplittert da. Der unabhängige Polit-Jungstar Emmanuel Macron profiliert sich außerhalb der Vorwahl, ebenso wie der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon.

Der sozialistische Bewerber – egal, ob er Hamon oder Valls heißt – liegt in Umfragen für den ersten Wahlgang im April auf dem fünften Platz. Er hat demnach also keine Chancen, dem konservativen Favoriten François Fillon oder der Rechtspopulistin Marine Le Pen die Stirn zu bieten.

Der Gruppenchef der SPD-Abgeordneten im Europaparlament, Jens Geier, erklärte, Macron und Mélenchon hätten ebenfalls in der Vorwahl antreten können. «Das linke Lager in Frankreich sollte gemeinsam an den Start gehen», forderte Geier. «Hier setzen wir auf ein Umdenken und den gemeinsamen Einsatz für ein fortschrittliches und weltoffenes Frankreich.»

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