Nach dem Start der Offensive auf Mossul gerät die Terrormiliz IS nun auch in ihrer inoffiziellen Hauptstadt in Syrien unter Druck. Kurdische Kämpfer begannen eigenen Angaben zufolge den lange erwarteten Angriff auf die Dschihadisten-Hochburg Al-Rakka.
Unterstützt von Luftangriffen der US-geführten Militärkoalition werde man die «Hauptstadt des weltweiten Terrorismus» zunächst isolieren und dann einnehmen, sagte eine Kommandeurin der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) am Sonntag in der nordsyrischen Stadt Ein Issa.
Unterdessen starben im Irak mindestens 29 Menschen bei Selbstmordattentaten des Islamischen Staates. In der Stadt Tikrit seien am Sonntag 16 Leute umgekommen, als ein mit Sprengstoff beladener Krankenwagen explodierte, teilte ein Mitglied der Sicherheitskräfte mit. 35 Menschen seien verletzt worden.
In der schiitischen Pilgerstadt Samarra habe eine weitere Autobombe 13 Menschen in den Tod gerissen, unter ihnen auch vier Pilger aus dem Iran. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre. Die Gewalt wird als Reaktion des IS auf den Angriff ihrer Hochburg Mossul gesehen.
In der Offensive auf Al-Rakka soll die Stadt US-Militärangaben vom Donnerstag zufolge zunächst von 30 000 bis 40 000 Kämpfern am Boden von der Außenwelt abgeschnitten werden. Die Offensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit dem Namen «Wut des Euphrats» begann nach Angaben der SDF in der Nacht zuvor. Vier Fünftel der teilnehmenden Kämpfer seien Zivilisten, die aus Al-Rakka geflohen waren.
Bei der Offensive habe die Sicherheit von Unbeteiligten in Al-Rakka Vorrang, das vor der Einnahme durch die Terrormiliz mehrere Hunderttausend Einwohner zählte. Sie wurden aufgefordert, sich von Stellungen der Dschihadisten fernzuhalten. Kurdischen Angaben zufolge rückten die Kämpfer am ersten Tag zehn Kilometer vor und nahmen dabei eine Reihe von Dörfern ein.
Bestimmende Kampfeinheiten werden die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sein, die die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) dominieren. Den SDF gehören auch turkmenische, arabische und assyrische Gruppen an. YPG und SDF sind die wichtigsten Verbündeten des Westens gegen die sunnitischen Extremisten des Islamischen Staates (IS) in Syrien. Die Kurden beherrschen mittlerweile große Teile der Grenze zur Türkei, über die früher der IS-Nachschub lief.
Mit dem Nachbarland gibt es aber schwere Spannungen. Ankara will verhindern, dass die Kurden weitere syrische Gebiete unter ihre Herrschaft bringen und griff diese in der Vergangenheit immer wieder an. Die SDF forderten die Türkei auf, sich nicht in syrische Angelegenheiten einzumischen.
Unterdessen schwoll im Irak nach der Befreiung der ersten Stadtteile Mossuls die Zahl der Flüchtlinge aus der Millionenstadt an. Die Hilfsorganisation des Norwegischen Flüchtlingsrates (NRC) sprach von einem «dramatischen Anstieg» der Ankünfte in den Camps in der Region.
Mindestens 700 000 Menschen aus der Stadt könnten auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Die momentane Zahl der Vertriebenen, die Hilfe benötigen, gibt der NCR mit mehr als 22 000 an. Ankommende berichteten von einer strikten Herrschaft des IS ohne Privatsphäre, Schulen, Fernsehen oder Kontakt zur Außenwelt.
Irakische Streitkräfte waren nach Armeeangaben in Häuserkämpfe mit IS-Kämpfern im Osten und Norden Mossuls verwickelt. Es wird angenommen, dass der Islamische Staat Tausende Menschen in und um Mossul als menschliche Schutzschilde missbraucht. Auch an der Front im Süden machten die irakischen Streitkräfte Fortschritte: Die Truppen nahmen am Samstag die Stadt Hammam al-Alil etwa 15 Kilometer südlich von Mossul von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein, berichtete der Chef der irakischen Bundespolizei, Raed Chaker.
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