Die künftige First Lady Melania Trump hat sich schon im US-Wahlkampf wenig hervorgetan – umso mehr Ivanka, die Tochter des künftigen US-Präsidenten. Das nährt Spekulationen um ihre zukünftige Rolle nach Donald Trumps Einzug ins Weiße Haus.
Normalerweise spielen die „First Daughters“ in den USA nur eine geringe Rolle. Aber Ivanka Trump könnte das ändern. Sie war bereits eine Hauptperson in der erfolgreichen Wahlkampagne ihres Vaters. Viele Beobachter erwarten nun, dass die 35-Jährige auch nach dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus Ende Januar in der einen oder anderen Form politisch mitmischen wird.
Saß bei wichtigen Treffen häufig mit am Tisch
So hat sie mit am Tisch gesessen, als der designierte Präsident im Zuge seiner Vorbereitung auf das Amt mit namhaften Persönlichkeiten zusammentraf, darunter der japanische Regierungschef Shinzo Abe und führende Köpfe aus der High-Tech-Industrie. Und sie hat wiederholt ihr Interesse geäußert, in politischen Fragen wie der Sorge für die Kinder im Land aktiv zu werden.
Die Vizepräsidentin für Immobilien der Trump Organization besitzt auch eine eigene Firma, die Bekleidung und Schmuck verkauft. Und gelten zwar insgesamt drei seiner erwachsenen Kinder als enge Berater Trumps, so ist es doch Ivanka, die der künftige Präsident besonders häufig hervorhebt.
Mehr als einmal hat er klar gemacht, dass er sie gern an seiner Seite hätte, wenn er an die Pennsylvania Avenue in Washington zieht.
Ausnahme im Gesetz gegen Vetternwirtschaft
Es ist unklar, ob sie eine offizielle Position bekleiden würde. Aber Trumps Topberaterin Kellyanne Conway deutete kürzlich an, dass es für Ivanka und ihren Mann Jared Kushner, der ein Immobilien- und Bauunternehmen betreibt, eine Ausnahme von geltenden Gesetzen gegen Vetternwirtschaft geben könnte.
Einige frühere und ältere „First Daughters“ haben eine gesellschaftliche Rolle im Weißen Haus gespielt. Während der Präsidentschaft von Harry Truman etwa fungierte Tochter Margaret als Gastgeberin, wenn sich ihre Mutter Beth daheim in Missouri aufhielt.
Aber es wäre „bisher einmalig“, wenn Ivanka Trump als eine enge Beraterin des Präsidenten dienen würde, wie Katherine Jellison von der Geschichtsabteilung der Ohio University betont.
Ivanka ist eines von drei Kindern aus Trumps erster Ehe mit der Unternehmerin und dem früheren Model Ivana. Auch Ivankas Brüder Donald (38) und der 32 Jahre alte Eric sind Vizepräsidenten der Trump Organization.
Umgang mit Geschäftsinteressen noch unklar
Wie ihr Vater künftig mit seinen Geschäftsinteressen umgeht, ist unklar. Er hat angekündigt, seinen Söhnen und anderen das Management zu übertragen, aber Einzelheiten hat er bisher nicht genannt.
Auch Ivanka selbst müsste im Fall einer größeren Rolle an der Seite ihres Vaters entscheiden, wie sie es mit ihrem eigenen Unternehmen halten will. Unlängst zog sie Kritik auf sich, als ihre Firma mit einem fast 11.000 Dollar teuren Armband warb, das sie während eines Fernsehinterviews trug. Seitdem hat sich Ivanka um etwas größere Distanz zu ihrem Modeunternehmen bemüht.
Aber es tauchen doch immer wieder Probleme auf. So stand „Kaffee mit Ivanka Trump“ kürzlich auf der Liste einer Spendenaktion im Internet – ein Angebot der Eric-Trump-Stiftung, um Geld für ein Kinder-Forschungskrankenhaus zu sammeln.
Die Auktion, von der die „New York Times“ berichtete, brachte zwar hohe Offerten, aber warf ethische Fragen auf. Am Freitag verschwand das Angebot von der Webseite. In einer Erklärung von Eric Trump hieß es, als einzige hätten die kranken Kinder verloren.
Dem Trump-Übergangsteam zufolge gibt es bisher keine Entscheidung über Ivankas künftige Rolle. „Wir müssen sehen, was die Gesetze sagen. Ich hätte sie liebend gern involviert“, sagte Trump kürzlich über Ivanka und seinen Schwiegersohn Jared.
Ein 1967 vom Kongress verabschiedetes Gesetz verbiet es einem Präsidenten, Familienmitglieder in einem Büro oder einer Behörde zu beschäftigen, die ihm untersteht. Aber Conway deutete ein mögliches Schlupfloch im Gesetz auf: eine Ausnahme, wenn ein Angehöriger im West Wing tätig sei, dem Westflügel des Weißen Hauses, in dem auch der Präsident sein Büro hat. Er habe nämlich das Recht, dort seinen eigenen Mitarbeiterstab zu bestimmen.
Aber Richard Painter, der unter Präsident George W. Bush leitender Rechtsberater des Weißen Hauses für Fragen der Ethik war, bezweifelt, dass das Gesetz eine solche Ausnahme erlaubt.
Auf jeden Fall hat Ivanka aber schon Aufsehen erregt, indem sie nach der Wahl am 8. November Kontakt zu Kongressmitgliedern aufnahm, um mit ihnen über Fragen wie Kinderbetreuung, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Mutterschaftsurlaub zu sprechen.
Gespaltenes Echo
Das Echo darauf ist gespalten. Die republikanische Beraterin Katie Packer etwa, die gegen Donald Trump als Präsident war, begrüßt es, dass seine Tochter dem Thema Kinder und Mütter einen hohen Stellenwert einräume.
Kristin Rowe-Finkbeiner von der Gruppe Moms Rising, die sich für die Belange von Frauen und Familien einsetzt, meint dagegen, dass Trumps bisherige Nominierungen für Kabinettsposten nicht darauf hindeuteten, dass der Präsident selbst diesem Thema hohe Priorität beimesse.
Ivanka Trump habe zwar Recht, „aber sie ist nicht zur Präsidentin gewählt worden, und ihr Vater, der es ist, zeigt entgegengerichtete Ansätze.“
Prominentere Rolle als Melania
Insgesamt spielt Ivanka wie schon im Wahlkampf weiter eine deutlich prominentere Rolle als die künftige First Lady, Trumps dritte Frau Melania. Diese konzentriert sich hauptsächlich auf den gemeinsamen Sohn Barron, der zehn Jahre alt ist.
Melania wird auch vorerst in New York bleiben, damit Barron dort das laufende Schuljahr zu Ende bringen kann. Manche meinen auch vor diesem Hintergrund, dass die wahre First Lady am Ende Ivanka heißen – und sehr mächtig sein wird.
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