Neuseelands Premierminister steht nicht für eine vierte Amtszeit bereit. In einer emotionalen Ansprache hat der Konservative John Key seinen Rücktritt angekündigt – zufällig kurz nach Italiens Premier Matteo Renzi, der damit auf das gescheiterte Referendum über eine Verfassungsreform in seinem Land reagiert hatte.
„Das ist die schwerste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe, und ich weiß nicht, was ich als nächstes tun werde“, sagte Key. Er wolle nicht den Fehler machen, den andere Regierungschefs in der Welt gemacht hätten und lieber auf der Höhe des Erfolgs abtreten. Key deutete familiäre Gründe für den Rücktritt an. Neuseeländischen Medienberichten zufolge hatte seine Frau ihn zum Rücktritt gedrängt.
Neuseeländer rechneten mit vierter Amtszeit Keys
Die Neuseeländer hatten erwartet, dass sich Key ein drittes Mal zur Wiederwahl stellen würde. Bei der letzten Wiederwahl im September 2014 erreichte seine Partei sogar die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament.
Stattdessen wird seine National Party bei einer Versammlung am 12. Dezember einen neuen Vorsitzenden und Premier bestimmen. Als Nachfolger empfahl der 55-Jährige seinen ein Jahr jüngeren Stellvertreter und Finanzminister Bill English. Er selbst will Abgeordneter bleiben. Der Ex-Banker regiert den Pazifikstaat mit 4,5 Millionen Einwohnern seit 2008.
Bei der Pressekonferenz gewährte er ungewöhnlich tiefe Einblicke in sein Privatleben und wirkte sichtlich bewegt. „Für meine Frau Bronagh gab es viele einsame Nächte und Wochenenden, viele für sie bedeutende Anlässe, bei denen ich einfach nicht dabei sein konnte.“ Ihre gemeinsamen Kinder seien von Teenagern zu jungen Erwachsenen geworden, „während sie mit außergewöhnlichem Druck klarkommen mussten wegen des Jobs ihres Vaters. Ich danke ihnen für ihre Toleranz – Bronagh und ich sind unheimlich stolz auf beide.“
Wachstum und Pannen
Der frühere Währungshändler löste 2008 eine neunjährige Labour-Regierung ab. Er führte den Inselstaat auf soliden Wachstumskurs, leistete sich aber auch wiederholt politische Fehltritte und PR-Pannen. So ignorierte er Skandalberichte, wonach seine Partei einen konservativen Blogger mit Material für Schmierkampagnen gegen politische Gegner versorgt haben soll. Vorwürfe des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden zu umfangreichen Überwachungsprogrammen wischte Key erfolgreich vom Tisch.
Seine größte Niederlage erlebte Key in einer Volksabstimung zur Änderung der neuseeländischen Flagge. Er wollte der Kolonialgeschichte seines Land einen Schlusspunkt setzen und einen Silberfarn statt des traditionellen Designs mit britischem Union Jack und Kreuz des Südens durchsetzen. Der Plan scheiterte, seine Landsleute lehnten das neue Flaggenmuster im März mit großer Mehrheit ab.
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