Armeeeinheiten hätten Nimrud „vollständig befreit“ und die irakische Flagge gehisst – die irakische Armee hat nach eigenen Angaben die antike Stätte von Nimrud von der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) zurückerobert. Das erklärte das Einsatzkommando des Militärs.

Die assyrische Ausgrabungsstätte rund 30 Kilometer südöstlich von Mossul war im vergangenen Jahr vom IS zerstört worden, in den vergangenen Tagen war die irakische Armee auf die Ruinenstadt vorgerückt.

Nimrud war einer der berühmtesten archäologischen Fundorte im Zweistromland; dieses wird häufig als Wiege der Kultur beschrieben. In der einstigen Hauptstadt des assyrischen Reiches erbauten Herrscher große Paläste und prächtige Standbilder.

Mitte April 2015 hatte der IS ein Video veröffentlicht, in dem das Ausmaß der Zerstörung in der Ausgrabungsstätte aus dem 13. Jahrhundert vor Christus gezeigt wird. Die Bilder ließen erahnen, dass von der Stätte am Ufer des Tigris kaum noch etwas erhalten sein dürfte; die Zerstörung der Anlagen in Nimrud durch die Dschihadisten war Teil der IS-Kampagne zur Vernichtung von Weltkulturerbestätten. Betroffen waren auch das antike Ninive am Stadtrand von Mossul, die Wüstenstadt Hatra und Palmyra im benachbarten Syrien.

Komplette Ortschaften verwüstet

In den Gebieten, aus denen der IS vertrieben wurde, brechen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) jedoch oftmals ethnische Konflikte auf. Kurdische Sicherheitskräfte sollen im Norden des Iraks gezielt Häuser von Arabern zerstört haben. In einigen Gegenden seien komplette Ortschaften verwüstet worden, nachdem kurdische Truppen sie von der Terrormiliz zurückerobert hatten, berichtete HRW. In einem neuen Bericht hat die Menschenrechtsorganisation Zerstörungen von Häusern zwischen September 2014 und Mai 2016 untersucht.

„Dorf um Dorf haben Sicherheitskräfte der kurdischen Autonomieregierung in Kirkuk und Ninive arabische Häuser zerstört, während die von Kurden verschont geblieben sind“, sagte der stellvertretende Nahost-Direktor von HRW. Untersuchungen vor Ort, Interviews und die Auswertung von Satellitenbildern hätten gezeigt, dass in 82 Orten Häuser durch den Einsatz von Bulldozern, Feuer oder Sprengstoff zerstört worden seien.

„Intensive“ Kämpfe in Mossul

Im Kampf um die Rückeroberung der irakischen Großstadt lieferten sich irakische Eliteeinheiten am Samstag erneut schwere Gefechte mit IS-Kämpfern. Nach Einschätzung von US-Experten halten sich in der Stadt rund 3000 bis 5000 IS-Kämpfer auf. Sie wehren sich unter anderem mit Selbstmordanschlägen, Autobomben und Sprengfallen gegen ihre Gegner und zwingen auch Zivilisten als menschliche Schutzschilde in die Kampfhandlungen. Im Osten der Stadt versuchten die irakischen Einheiten der Anti-Terror-Truppe CTS, ihre Stellungen auszubauen, wie ein führender Offizier sagte. Die Kämpfe seien „intensiv“.

Die Uno hatte von unmenschlichen IS-Taktiken berichtet: Laut der Organisation berichteten Zeugen von schrecklichen Erlebnissen. Die Rede ist von Massenhinrichtungen, Folter, Sexualverbrechen an Frauen und Mädchen sowie von der Zwangsrekrutierung von Kindern, erklärte eine Uno-Sprecherin.

Die Offensive irakischer und kurdischer Kräfte zur Rückeroberung der Großstadt Mossul hatte Mitte vergangenen Monats begonnen. Aus der Stadt sind bislang etwa 45.000 Menschen geflohen – und damit nur ein Bruchteil der von der Uno vorhergesagten Flüchtlingsströme.

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