Wann erfahre ich hier in Deutschland, wer die US-Wahl gewonnen hat?
Am Mittwoch, den 9. November; wahrscheinlich ab 6 Uhr morgens.
Die 50 US-Bundesstaaten umfassen mehrere Zeitzonen. Die Wahllokale sind am Dienstag stellenweise schon ab 6 Uhr morgens Ortszeit geöffnet, sie schließen zwischen 19 Uhr 20 Uhr Ortszeit, in einzelnen Staaten gegen 21 Uhr.
Gegen 1 Uhr morgens deutscher Zeit ist mit den ersten Prognosen von der US-Ostküste (minus sechs Stunden Zeitunterschied zu Deutschland) zu rechnen. Der frühestmögliche Zeitpunkt, an dem ein Ergebnis feststehen könnte, ist 5 Uhr morgens deutscher Zeit – da jedoch mit einem engen Rennen zu rechnen ist, ist ab 6 Uhr morgens deutscher Zeit wahrscheinlicher.
Fun Fact: Der erste Bezirk, der sein Ergebnis verkündet, ist traditionell Dixville Notch in New Hampshire, unweit der kanadischen Grenze. Um Punkt Mitternacht (Ortszeit) feierte Hillary Clinton dort ihren ersten Mini-Sieg. Sie holte vier Stimmen, zwei Wähler stimmten für Donald Trump und einer für Gary Johnson. Ein achter Wähler schrieb den Namen des früheren republikanischen Kandidaten Mitt Romney auf den Wahlzettel.
Welche Bundesstaaten sind am 8. November entscheidend?
Entscheidend bei US-Wahlen sind die sogenannten Swing States, das sind Bundesstaaten, in denen es keine traditionellen Mehrheiten für eine der beiden großen Parteien gibt.
Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt, vielmehr stellt jeder Bundesstaat eine unterschiedlich hohe Zahl an Wahlleuten; der Kandidat, auf den in einem Bundesstaat die meisten Wählerstimmen entfallen, gewinnt dessen Wahlleute (die sogenannte „Winner-takes-all“-Regel, nur in Nebraska und Maine gilt sie nicht).
Insgesamt gibt es 538 Wahlleute – der Präsidentschaftskandidat, der am Ende mindestens 270 dieser Stimmen auf sich vereinen kann, gewinnt die Wahl.
In diesem Jahr ist das Rennen in elf Staaten völlig offen; der Kandidat, der diese Staaten mehrheitlich gewinnen kann, wird wahrscheinlich ins Weiße Haus einziehen.
Florida (29 Wahlleute)
Colorado (9)
Iowa (6)
Michigan (16)
Nevada (6)
New Hampshire (4)
North Carolina (15)
Ohio (18)
Pennsylvania (20)
Virginia (13)
Wisconsin (10)
Die Rechnung, die den meisten Planspielen zum Wahlausgang zugrunde liegt, ist folgende: Beide Kandidaten können die Wahlleute bestimmter Bundesstaaten, die traditionell demokratisch (Parteifarbe: blau) oder republikanisch (Parteifarbe: rot) wählen, schon jetzt für sich verbuchen; hier führt Clinton deutlich vor Trump.
Trump ist also…
…in den Swing States besonders unter Druck, er muss hier deutlich mehr Staaten gewinnen, um insgesamt auf 270 Wahlleute zu kommen. Darum gelten die Swing Staates, die eine große Zahl an Wahlleuten stellen, wie Pennsylvania, North Carolina oder Florida, als so entscheidend.
Was passiert bei einem Patt, wenn also beide Kandidaten auf 269 Wahlleute kommen?
Dann entscheiden die zwei Kammern des US-Kongresses: Das Abgeordnetenhaus (435 Sitze) wählt den Präsidenten, der Senat (100 Sitze) den Vizepräsidenten. In beiden Kammern haben die Republikaner momentan eine Mehrheit.
Die Amerikaner wählen nicht nur einen neuen Präsidenten – warum ist die Kongresswahl so wichtig?
Viele Abgeordnete im US-Kongress kämpfen am 8. November um ihre Wiederwahl.
- Im Repräsentantenhaus stehen alle 435 Sitze zur Wahl, noch haben hier die Republikaner die stärkste Mehrheit seit 1928. Um das zu ändern, müssten die Demokraten 30 Sitze hinzugewinnen.
- Im Senat (100 Sitze), wo momentan die Republikaner ebenfalls die Mehrheit haben, geht es um 34 Sitze, die vergeben werden. Die Demokraten müssten mindestens vier Sitze gewinnen und ab Januar erneut den Vizepräsidenten stellen (der im Senat ein Patt übertrumpft), um die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten zu verändern.
Einem Präsidenten, der gegen einen gegnerischen Kongress Gesetze durchbringen muss – wie Obama seit der zweiten Hälfte seiner ersten Amtszeit – sind die Hände gebunden. Außerdem versucht Obama schon seit Monaten, den vakanten neunten Sitz am Obersten US-Gericht neu zu besetzen. Dem muss aber der US-Senat zustimmen, was er nicht tut – in der Hoffnung, dass nach der Präsidentschaftswahl ein neuer (republikanischer) Präsident einen anderen Kandidaten benennt als den, den Obama ausgesucht hat.
Im Video: So funktioniert die US-Wahl – auf den Punkt
Es war so viel von möglichem Wahlbetrug die Rede – ist das wahrscheinlich?
Am 17. Oktober, in einer Phase, als seine Umfragewerte besonders schlecht waren, twitterte Donald Trump: „Natürlich gibt es bei dieser Wahl Betrug im großen Stil“. Seitdem hat er die Behauptung von der „manipulierten Wahl“ mehrfach bei Wahlkampfauftritten wiederholt. Erst, seitdem er in den Umfragen wieder aufholte, hält er sich mit solchen Behauptungen zurück.
Ist was dran an Trumps Behauptungen? Nein.
Die Zahl von Fällen versuchten Wahlbetruges in den USA sind verschwindend gering. Die Webseite politifact.com führt die Studie einer juristischen Fakultät in Kalifornien auf, die 31 Fälle bei US-Wahlen zwischen 2000 und 2014 auflistet, einem Zeitraum, in dem insgesamt mehr als eine Milliarde Stimmen abgegeben wurden.
Kann der unterlegene Kandidat das Wahlergebnis anfechten?
Sollte das Ergebnis der Wahl sehr knapp ausfallen, könnte es zu einer erneuten Stimmauszählung kommen, so wie bei der Wahl 2000, als der Demokrat Al Gore landesweit zwar die meisten Stimmen auf sich vereinte, George W. Bush allerdings die Mehrheit der Wahlleute knapp gewann.
In Florida, wo der Unterschied nur ein paar Hundert Stimmen betrug und es Beschwerden über nicht funktionierende Wahlautomaten gegeben hatte, wurden die Stimmen erneut ausgezählt.
Bush gewann Florida durch eine Mehrheit von nur 537 Stimmen.
Gore hatte auf eine weitere Neuauszählung geklagt, diese Klage wurde jedoch am 12. Dezember 2000 vom Supreme Court abgewiesen. Al Gore erkannte das Wahlergebnis und seine Niederlage daraufhin an.
Warum ist die Wahlbeteiligung in den USA so niedrig?
Die Wahlbeteiligung in den USA ist traditionell vergleichsweise gering, sie lag in den vergangenen Jahrzehnten höchstens bei 56 Prozent, meist deutlich darunter. Das liegt vor allem daran, dass das Registrierungsprozedere nicht staatlich und nicht zentral organisiert ist. Jeder Bürger muss sich zunächst zum Wählen registrieren lassen; wer etwa umzieht, muss sich bei der Wahlbehörde ab- und bei einer nahe seines neuen Wohnsitzes wieder anmelden.
Außerdem bemängeln Kritiker des US-Wahlsystems immer wieder, dass die Wahl an einem Wochen- und somit einem normalen Arbeitstag stattfindet. In 13 Bundesstaaten ist „early voting“, also das Wählen vor dem Stichtag am 8. November, zudem nicht möglich.
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