Das Uno-Kinderhilfswerk Unicef drängt auf eine Feuerpause in Syrien: „Wir brauchen eine sofortige Waffenruhe und uneingeschränkten, sicheren Zugang für die Helfer, um Trinkwasser, Medikamente und Essen zu den Menschen in Not zu bringen“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Unicef-Komitees, Christian Schneider, der „Bild“-Zeitung.

„Der Winter steht vor der Tür, die Lage wird sich noch weiter verschlechtern“, warnte Schneider. Nach Angaben von Unicef leben derzeit eine halbe Million Kinder in Syrien unter ständigem Beschuss oder unter schwierigen humanitären Bedingungen. Das wenige Essen, dass es noch gebe, sei für die Familien nicht mehr bezahlbar.

Unicef beschäftigt dem Bericht zufolge noch 200 Helfer in Syrien, bis zu 10 von ihnen hielten sich derzeit in Aleppo auf. „Wir schauen nur noch von Tag zu Tag. Und es sieht von Tag zu Tag schlimmer aus“, sagte Schneider.

Die Mitarbeiter des Kinderhilfswerks zählten demnach seit Beginn des Jahres 84 gezielte Angriffe auf Schulen, zuletzt allein fünf an einem Tag. „Viele Kinder werden weiter in Kellern unterrichtet, es gibt Kindergärten in Kellern. Die Kinder klammern sich mit aller Kraft an dieses letzte bisschen Kindheit, das ihnen geblieben ist, eine Kindheit im Krieg“, schilderte Schneider.

Vor allem in Aleppos Rebellenvierteln spitzt sich die humanitäre Lage angesichts des Vorrückens der Regierungstruppen weiter zu: Nach der Niederlage der Aufständischen in mehreren Stadtteilen von Ost-Aleppo seien bis zu 16.000 Menschen aus den Rebellengebieten geflohen, teilte der Uno-Direktor für humanitäre Hilfe, Stephen O’Brien, am Dienstag mit.

Vor zwei Wochen hatten die Truppen des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad eine Offensive zur vollständigen Eroberung der einstigen Wirtschaftsmetropole begonnen. Am Samstag verkündeten sie die Eroberung des größten Rebellenviertels von Aleppo. Am Montag gaben die Rebellen mehrere Stadtviertel im Nordosten der Stadt auf, so dass das Rebellengebiet in Aleppo in zwei Teile zerfiel.

„Die Intensität der Angriffe auf Bezirke in Ost-Aleppo in den vergangenen Tagen hat tausende Zivilisten gezwungen zu fliehen“, erklärte O’Brien. Angesichts der „alarmierenden und schrecklichen Situation“ in der syrischen Stadt sei er „äußerst besorgt“. Die Lebensmittelvorräte in Ost-Aleppo seien praktisch aufgebraucht, es gebe kein funktionierendes Krankenhaus mehr.

Auch der Sprecher der syrischen Hilfsorganisation Weißhelme, Ibrahim Abu Laith, sagte, es gebe im Osten Aleppos „weder Essen, noch Wasser, noch Obdach, noch Transportmittel“.

Die Hilfsorganisation World Vision Deutschland prangerte die Tatenlosigkeit der internationalen Gemeinschaft an: „Während die Welt zuschaut, geht das Sterben weiter“, erklärte sie in Berlin.

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