Hunderttausende Griechen haben am Sonntag in Athen gegen einen Kompromiss im Streit um den künftigen Namen des Nachbarlandes Mazedonien protestiert.

Sie strömten auf dem Syntagma-Platz vor dem Parlament zu einer Massenkundgebung zusammen. Die Veranstalter sprechen von 1,5 Millionen Teilnehmern. Das wären 15 Prozent der griechischen Bevölkerung. Ob die Zahl stimmt, ist schwer zu überprüfen. Berichten zufolge trafen etwa 2500 Busse allein aus Nordgriechenland ein, außerdem zwei Schiffe aus Kreta.

Die Proteste wenden sich dagegen, dass der nördliche Nachbar Mazedonien eben diesen Begriff als Teil eines international anerkannten Staatsnamens verwendet. Denn das impliziere, so die Argumentation der griechischen Nationalisten, territoriale Ansprüche auf die nordgriechische Region Makedonien (mehr zum Hintergrund lesen Sie hier).

Der Namensstreit zwischen Griechenland und Mazedonien schwelt schon mehr als ein Vierteljahrhundert. Der Konflikt reicht ins Jahr 1991 zurück, als die ehemalige jugoslawische Teilrepublik ihre Unabhängigkeit erklärte und den Namen Mazedonien für sich wählte.

Zuletzt ist nach jahrelangem Stillstand wieder Bewegung in den Streit gekommen: Mazedoniens neuer sozialdemokratischer Regierungschef Zoran Zaev und sein griechischer Kollege Alexis Tsipras wollen endlich eine Lösung finden. Der Uno-Vermittler in dem Streit, Matthew Nimetz, zeigte sich kürzlich „sehr optimistisch, dass der Prozess in eine positive Richtung geht“. Nimetz hat Medienberichten zufolge fünf Namensvorschläge unterbreitet, die alle das Wort Mazedonien enthalten, unter anderem Nord-Mazedonien und Neu-Mazedonien.

„Mazedonien ist griechisch und nur griechisch“

Gegen einen solchen Kompromiss wenden sich nun die Massenproteste. Einige Demonstranten trugen dabei traditionelle Trachten, etwa die von griechischen Rebellen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Mazedonien gegen bulgarische Banden und osmanische Einheiten kämpften. „Mazedonien ist griechisch und nur griechisch. Dafür müssen wir kämpfen und es die Welt wissen lassen“, sagt die eigens aus den USA angereiste Allia Sarellis.

Organisiert wurde der Protest von nationalistischen Organisationen, Veteranenvereinigungen, Vereinen der griechischen Diaspora und Kirchengemeinden. Beteiligt war auch die neofaschistische Partei Goldene Morgendämmerung (Chryssi Avgi). Als einer der Hauptredner sprach der weltberühmte Komponist Mikis Theodorakis, eigentlich eine Ikone der griechischen Linken. Der 92-Jährige rief die Demonstranten dazu auf, die Existenz Mazedoniens abzulehnen.

Jenseits allen patriotischen Eifers, gibt es bei dieser Demonstration echte Wut – gegen Politiker, die Eliten, jene, die ‚die Nation verkaufen'“, berichtet SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent Giorgos Christides auf Twitter. Solche Gefühle habe er zuletzt während der Welle der Anti-Spar-Demonstrationen beobachtet. „Griechenlands politisches System ist wieder einmal herausgefordert – diesmal von rechts.“

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