Die Zahl der Flüchtlinge in der nordsyrischen Großstadt Aleppo steigt dramatisch. Durch Kämpfe in den Rebellenvierte der Metropole und Luftangriffe wurden allein in den vergangenen Tagen fast 70.000 Menschen vertrieben, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Mindestens 21 Zivilisten, darunter Kinder, starben am Mittwoch in Ost-Aleppo durch Artilleriebeschuss. Dutzende wurden verletzt. Die Menschenrechtler und Aktivisten machten das Regime für den Angriff verantwortlich.

Rettungshelfer berichteten, bei dem Beschuss des Stadtteils Dschubb al-Kubba seien 45 Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele es sich um Zivilisten, die in von der Regierung kontrollierten Stadtteile fliegen wollten, sagte Abdel Rahman Hassan von der Organisation Weißhelme. Fotos der Helfer zeigten Leichen, die neben Gepäckstücken auf der Straße lagen. Am Dienstag waren bei einem Luftangriff zehn Menschen auf der Flucht getötet worden.

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete zudem, bei Artilleriebeschuss von „Terrororganisationen“ auf Viertel unter Kontrolle der Regierung im Westen Aleppos seien acht Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien auch zwei Kinder.

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Frontverlauf in Aleppo

Syriens Armee und verbündete Milizen hatten in den vergangenen Tagen bei heftigen Kämpfen mehr als ein Drittel des Rebellengebietes im Ostteil Aleppos eingenommen. Einwohner berichteten, unter den Menschen herrsche Panik und Verzweiflung. Die neben Damaskus größte Stadt des Landes gehört zu den stark umkämpften Gebieten im fast sechs Jahre dauernden Bürgerkrieg. Am Mittwoch stand die Lage in Syrien auch auf der Tagesordnung des Bundestages.

Nach Angaben der Menschenrechtler suchten in den vergangenen Tagen mehr als 30.000 Zivilisten in Gebieten unter Kontrolle kurdischer Einheiten Zuflucht, etwa 20.000 in Vierteln des Regimes. Mehr als 15.000 Zivilisten seien zudem in andere Rebellenviertel im Südosten Aleppos geflohen, sagte der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman.

Er berichtete außerdem von Hunderten Menschen, die nach der Flucht in Regimegebiete festgenommen und verhört worden seien. Während viele wieder freigelassen worden seien, sei das Schicksal von mindestens 300 von ihnen bislang unbekannt. Viele oppositionelle Aktivisten haben Angst vor Racheakten, sollten sie in die Hände des Regimes fallen.

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