Erstmals treffen sich in Italien die Kulturminister der G20-Staaten. Am Ende einigen sie sich auf eine umfangreiche, gemeinsame Erklärung. Deutschland brachte einen Vorschlag zum Katastrophenfall mit.

Mit einheitlicher Zustimmung zum Schutz und der Entwicklung des Kultursektors ist das Treffen der G20-Kulturminister in Rom zu Ende gegangen.

Die Kultur sei ein großer Wachstumsfaktor für die Gesellschaft, erklärte Italiens Kulturminister Dario Franceschini auf der abschließenden Pressekonferenz am Freitag. Die Erklärung habe keinen symbolischen Charakter, sondern sei mit ihren 31 Punkten reich an allem, worüber in den Monaten zuvor diskutiert worden sei. Italien war im Rahmen seines G20-Vorsitzes das Gastgeberland für das erste offizielle Treffen der G20-Kulturminister.

Die Runde der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer forderte von den Regierungen, die Kultur als Bestandteil etwa in der Arbeitsmarkt- oder Gesundheitspolitik anzuerkennen. Sie empfahlen, Kultur in die politischen Pläne für die Zeit nach der Corona-Pandemie aufzunehmen und Menschen im Kulturbereich Zugang zu Unterstützung für ihr Geschäft und sozialer Absicherung zu gewährleisten.

Sie erkannten außerdem in der Erklärung an, dass ein missbräuchlicher Umgang mit der Kunst indigener und lokaler Gemeinden, zum Beispiel durch Herstellung und Verkauf, zur Zerstörung ihres kulturellen Erbes beitrage. Auch stellten die G20 heraus, dass ein nachhaltiger Kulturtourismus für den Erhalt des kulturellen Erbes wichtig sei. Sie begrüßten internationale Programme, mit denen im Notfall schnell zum Schutz kulturellen Erbes eingegriffen werden kann, wenn es zum Beispiel von Zerstörung gefährdet ist.

Deutschlands Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik, Michelle Müntefering, stellte auf der Konferenz ein Programm vor, durch das Kulturgüter in Katastrophenfällen mit technischen Mitteln und Experten geschützt werden sollen. In diesem Herbst sei ein Testeinsatz in der sudanesischen Hauptstadt Khartum geplant, erklärte die 41-Jährige. Bis 2024 soll das Expertennetzwerk ausgebaut sein. In diesem Jahr investiert Deutschland Müntefering zufolge im Rahmen des Programms 1,5 Millionen Euro etwa für Digitalisierung.

Müntefering warb für eine schnelle Einsatztruppe, die wisse, was in Notfällen wie etwa dem Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame zu tun sei. Eine Zusammenarbeit bestehe schon mit dem Deutschen Archäologischen Institut, das Menschen mit der nötigen Expertise auf der ganzen Welt habe.

In fünf Themenpunkten betonten die G20 weiter, dass Kultur ein Treiber für die Wirtschaft sei, weil sie Jobs und damit Einkommen biete. Sie leiste zudem einen Beitrag für die Gesellschaft, indem sie Gesundheit, Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und die Stärkung der Rolle von Frauen unterstützt.

Ein Thema des Treffens war auch der illegale Handel mit Kulturgütern. Dieser und die Zerstörung von Objekten sowie kulturellem Wissen könnten am Ende zu einem unwiederbringbarem Schaden für die Kulturbestand führen. Mit Blick auf den Klimawandel verwiesen die G20 darauf, dass alle Formen von Kultur großes Potenzial im Kampf dagegen bieten.

Ein zentraler Punkt in der Erklärung ist auch die Digitalisierung der Kultur. Die digitale Welt sei ein Treiber für den Kultursektor, weil damit etwa ein neues Publikum erreicht und Kulturaustausch gefördert werden könne. Im Internet müssten die User jedoch vor Desinformation, Hassbotschaften geschützt werden.

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