Es sind seltsame Szenen, die sich am Donnerstagabend in dem Schweizer Ski-Ort Davos abgespielt haben. 16 wichtige Männer saßen da an einem festlich geschmückten Tisch: Donald Trump und 15 Vorstandsvorsitzende einiger der größten europäischer Unternehmen. Unter ihnen etwa der Bayer-Chef, der Thyssenkrupp-Chef, der Adidas-Chef.
Doch an diesem Abend schien plötzlich nur einer von ihnen wichtig zu sein. Und die anderen 15 gaben sich die größte Mühe, diesem einen Mann zu gefallen. Wem? Donald Trump.
Und Mr. President wollte an diesem Abend nur eins wissen: Was die europäischen Unternehmenschefs von seiner Steuerreform halten und wie viel Geld sie nun in den USA zu investieren gedenken. Trump ging der Reihe nach und die großen Manager antworteten wie brave Schuljungen, die zum Examen antreten. Fernsehkameras hielten ihre Rapporte fest.
Vor Donald Trump werden die Wirtschafts-Bosse ganz devot
„Sagen Sie ein paar Worte zu Ihrem Unternehmen und was auch immer Sie machen möchten“, forderte Trump die Konzern-Bosse auf. Als erster meldete sich Siemens-Chef Joe Kaeser zu Wort. „Ich arbeite für Siemens, wir haben 56.000 Leute, die in den USA arbeiten. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Steuerreform“, begann er mit einem Kompliment. „Weil Sie so erfolgreich waren mit der Steuerreform, haben wir uns entschlossen, unsere nächste Generation von Gasturbinen in den USA zu entwickeln.“ Treffer, so hat es sich Trump vorgestellt. „Oh, das ist eine große Sache. Das ist fantastisch“, gab der US-Präsident zurück.
Und so ging es zwanzig Minuten lang weiter. Adidas-Chef Kasper Rørsted erzählte von dem wachsenden Geschäft in den USA. Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger schwärmte von seinen Aufzügen, die Trump ganz „großartig“ findet. Bayer-Chef Werner Baumann berichtete von der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto. Und natürlich wollen sie alle in den USA investieren. Brav so, muss sich Trump gedacht haben.
Bei Putin abgeschaut?
Während die europäischen Manager bei Trump zum Rapport antraten, hielt auch der Investor George Soros ein Abendessen ab. Doch Schmeicheleien hatte er für den US-Präsidenten nicht übrig. Einen „Mafia-Staat“ wolle Trump schaffen, ähnlich wie Wladimir Putin in Russland, warnte Soros.
Einiges scheint sich Trump tatsächlich beim russischen Amtskollegen abzuschauen. Putin zitiert fast täglich Minister, Wirtschaftsbosse oder Beamte zu sich, die in den vergoldeten Sälen des Kremls ihm Bericht erstatten müssen, wie großartig seine Erlasse und Gesetzte funktionieren und Russland zu einem florieren Staat machen. Und wenn das mal nicht so ist, dann liest Putin seinen Untergeben die Leviten und erklärt, was sie zu tun haben. Das Staatsfernsehen ist natürlich immer dabei und präsentiert dem Volk in den stündlichen Nachrichten den allwissenden Putin.
Da hätte Trump wohl auch nichts dagegen.
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