Es hat lange gedauert. Doch nun hat Armin Laschet ein wichtiges Ziel erreicht. Mit seiner Kür zum Spitzenkandidaten gut fünf Monate vor der Landtagswahl ist der 55-Jährige jetzt die unangefochtene Nummer eins der nordrhein-westfälischen CDU.

Im Sommer 2012 hatte Laschet den Parteivorsitz vom gescheiterten Norbert Röttgen übernommen. Ende 2013 wurde er Fraktionschef im Düsseldorfer Landtag. Auf beide Ämter hatte er schon einige Jahre zuvor ein Auge geworfen, kam aber damals noch nicht zum Zug.

Jetzt baut die Partei voll und ganz auf Laschet, der auch CDU-Bundesvize ist. Mit einem Top-Ergebnis von 97,4 Prozent im Rücken geht der Herausforderer von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nun seine Doppelmission für Bund und Land an. Und wie? Er will vor allem Zuhören. «Unser Anspruch ist, dass wir am 14. Mai wieder die Regierung in Nordrhein-Westfalen stellen», ruft er den Delegierten in Mönchengladbach zu. Locker und selbstbewusst zeigt sich der Vorsitzende einer Landespartei, die nach einer krachenden Niederlage bei der jüngsten Landtagswahl 2012 am Boden lag.

Laschet hat sich zwei gewaltige Aufgaben vorgenommen: «Ich will Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen werden.» Also Rot-Grün unter Regierungschefin Kraft ablösen. Und Teil zwei: Der Aachener will für die Bundestagswahl im September eine starke Vorlage für die Bundes-CDU von Kanzlerin Angela Merkel geben. «Dass die Wahlen nun zeitlich so liegen, dass viele besonders auf Nordrhein-Westfalen gucken, ist mir bewusst. Aber das ist eher noch Ansporn, es besonders engagiert und gut zu machen», sagt Laschet der dpa. 

Laschet hat geackert. Die gedemütigte NRW-CDU – mit 132 000 Mitgliedern der größte Landesverband in Deutschland – verordnete sich unter seiner Führung einen breiten Reformprozess. Und der frühere NRW-Integrationsminister hat sich bundesweit Gehör verschafft, ist 2012 Bundesvize geworden, will sich auch beim Bundesparteitag am 6. Dezember in Essen wieder als einer der fünf Merkel-Stellvertreter bewerben. 

Die Aussichten in NRW sind aber nicht rosig für die CDU. In den Umfragen der vergangenen Monate liegt sie nah bei der SPD, zuletzt waren Ende Oktober beide gleichauf mit je 32 Prozent. Für die CDU ist das zwar ein Plus gemessen am Pleite-Ergebnis von 26,3 Prozent bei der jüngsten Wahl, aber noch kein großer Sprung. Und für Schwarz-Gelb unter einem Regierungschef Laschet würde es derzeit auch nicht reichen. Für Rot-Grün allerdings ebenfalls nicht.

Ernüchternd für Laschet sind seine Popularitätswerte: Könnte man den Ministerpräsidenten direkt wählen, käme er auf magere 20 Prozent, Kraft dagegen auf 56 Prozent. Sogar in der CDU-Anhängerschaft würden nur 40 Prozent für Laschet votieren. Gleichwohl ist das Stimmungsbild auf der Landesvertreterversammlung in Mönchengladbach gänzlich anders: 225 Ja-Stimmen, nur 6 mal Nein und eine Enthaltungen für den Aachener – was Laschet erstmal kurz sprachlos macht.

Im Wahlkampf muss er nun alle Register ziehen. Es werden harte Monate, weiß er, auch angesichts des Erstarkens der Rechtspopulisten. Seine Devise: «Die Menschen haben den Eindruck, der von den Populisten bedient wird, «die Politik hört uns nicht mehr zu». Für mich wird eine der Kernaufgaben der nächsten Monate sein: Zuhören, Zuhören, Zuhören.»

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