Nachdem ich lange in Israel und Deutschland war, komme ich nach Hause in die USA. Als ich in New York gelandet bin, beginnt mein iPhone, mich mit aktuellen Fotos zu bombardieren, die Betonblöcke in den Straßen von Berlin zeigen. Ein Lastwagen, lese ich, ist in einen Weihnachtsmarkt gerast und hat eine Spur aus Toten und Verletzten hinterlassen.
Wie in Jerusalem, sage ich zu einer Mitreisenden. Ich kenne diese Betonblöcke.
„Alles“, belehrt sie mich, „hat seinen Anfang in Jerusalem.“ Wie das?“, frage ich. „Also“, sagt sie, „bevor irgendwelche Lastwagen irgendwen in Europa gerammt haben, haben sie es in den Straßen von Jerusalem getan. Der gesamte moderne Terror“, erklärt sie mir, „hat seinen Ursprung in Jerusalem.“
Wie bitte?
„Jedes Mal, wenn sie ein Flugzeug besteigen, gibt es doch endlose Sicherheitskontrollen, oder?“
Genau.
„Warum? Wegen den Flugzeugentführungen und Sprengstoffanschlägen der Palästinenser. Die haben damit angefangen – im Kampf gegen Israel. Alle anderen haben das nur kopiert. Und wer hat angefangen, Lastwagen als terroristische Waffe zu benutzen? Die Palästinenser. Und wo? In Jerusalem!“
„Die Liberalen sind verrückt geworden“
Als ich den Flughafen verlasse, bin ich heilfroh, endlich zurück unter den vernünftigen Menschen dieser Welt zu sein: den New Yorkern. Ich möchte nicht einmal mehr an den Nahen Osten denken. Ich bin in New York und ich möchte New York bis in die letzte Zelle meines Körpers einsaugen. Die Palästinenser sollen machen, was sie wollen; ich bin raus aus der Sache.
Nachdem ich meine Koffer zu Hause abgestellt habe, gehe ich in einen Diner. Diner, eine New Yorker Urinstitution, gehören zu meinen Lieblingsplätzen. Sie haben meist rund um die Uhr geöffnet, das Essen kommt schnell, man kann ewig sitzen bleiben, bekommt trotzdem endlos gratis Kaffee nachgeschenkt, und man kommt mit völlig Fremden ins Gespräch – alles Sachen, die es in normalen Restaurants nicht gibt.
Gott segne die Diner!
Mein Essen kommt, und ich fange an zu spachteln. Ja, zugegeben, das Essen auf den Berliner Weihnachtsmärkten ist viel besser, aber wenigstens werde ich hier nicht vom Lastwagen überfahren.
Eine blonde Frau sitzt am Nebentisch und wir fangen ein Gespräch an. Sie erzählt mir voller Stolz, dass ihre Familie deutsch sei. Sie spricht zwar kein Wort Deutsch, aber sie fühlt sich sehr deutsch.
Sagen sie, frage ich sie, waren sie während der Wahl in New York?
Sie sagt: „Ja.“
Und wen haben sie gewählt?
Darauf möchte sie nicht antworten.
Ich bin auch Deutscher, sage ich, sie können ganz offen mit mir sein.
„Donald Trump“, sagt sie mit gedämpfter Stimme.
Warum sprechen sie so leise?
„Wir sind in der Upper East Side! Das sind Liberale hier.“
Und?
„Sie sind wohl lange nicht in New York gewesen?“
Das stimmt.
„Die Liberalen sind verrückt geworden. Sie weigern sich die Wahlergebnisse anzuerkennen und wollen die Demokratie zerstören.“
Sie erzählt mir haarsträubende Geschichten, wie zum Beispiel, dass Funktionäre der Demokraten den Leuten Geld zahlen würden, damit sie vor dem Trump Tower demonstrierten. Das hört sich zwar in meinen Ohren ziemlich bizarr an, aber ich zweifle ihre Geschichte nicht an – schließlich war sie hier und ich nicht.
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