Kampfflugzeuge des türkischen Militärs haben erneut Stellungen des „Islamischen Staat“ (IS) im Norden Syriens angegriffen, um die Miliz in der Region zu schwächen.

In der umkämpften Stadt al-Bab seien zwölf Ziele zerstört worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag. 23 IS-Kämpfer seien „neutralisiert“ – also entweder getötet, verletzt oder gefangen genommen und damit kampfunfähig gemacht worden.

Schon seit Tagen fliegt die türkische Luftwaffe Angriffe. Von der Armee unterstützte syrische Rebellen versuchen zudem seit Wochen, al-Bab einzunehmen. Von dort aus will Ankara die IS-Hochburg Rakka zurückerobern.

Die 100.000-Einwohner-Stadt Al-Bab liegt 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Sie ist Hauptziel der von der Türkei im August gestarteten Militäroperation „Schutzschild Euphrat“. Damals griff Ankara mit Bodentruppen in den Syrienkrieg ein und drängte an der Seite sunnitischer Rebellen den IS im Grenzgebiet zurück.

In Syrien haben Russland und die Türkei eine Waffenruhe zwischen der Regierung und der Opposition vermittelt, die seit Freitag in Kraft ist. Terrorgruppen wie der IS sind davon aber ausgenommen.

Die Feuerpause wurde nach Angaben von Aktivisten am Samstag weitgehend eingehalten. In vielen Landesteilen sei es ruhig, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. In einigen Regionen gebe es aber weiter Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und Rebellen, vor allem in Wadi Barada in der Nähe der Hauptstadt Damaskus und in der Grenzstadt Daraa im Süden des Landes.

Rebellengruppen erklärten am Samstag, sie würden die Waffenruhe aufkündigen, sollte die Regimetruppen diese weiter brechen.

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Der Uno-Sicherheitsrat will am Samstag über eine Resolution zur Feuerpause und Gespräche über einen Friedensplan in Syrien abstimmen. Russlands Uno-Botschafter Witali Tschurkin sagte, man habe einen „knappen Resolutionsentwurf in Umlauf gebracht“.

Russland und die Türkei sehen die Waffenruhe als Grundlage für Gespräche über eine Lösung des fast sechs Jahre andauernden Bürgerkriegs mit etwa 500.000 Toten. Beide Länder wollen Ende Januar in der kasachischen Hauptstadt Astana zwischen Vertretern der syrischen Opposition und des Regimes vermitteln.

Doch bei den Friedensgesprächen deutet sich auch ein Streit über die Führungsrolle an. Die Europäische Union kündigte ihrerseits an, Mitte Januar bilaterale Gespräche zu organisieren, ließ Details aber offen.

Beide Treffen sind als Vorbereitung für neue Gespräche in Genf ab 8. Februar unter Vermittlung des Uno-Sonderbeauftragten für Syrien, Staffan de Mistura, gedacht.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Haltung der USA im Syrienkonflikt mit dem Regierungswechsel am 20. Januar ändern dürfte. Während Amtsinhaber Barack Obama sich auf den Kampf gegen die Terrormiliz IS konzentriert und den syrischen Machthaber Baschar al-Assad beschuldigt, die eigenen Bürger zu töten, steht sein Nachfolger Donald Trump dem Assad-Verbündeten Russland nahe.

Der Zeitplan könnte dazu führen, dass das von der EU geplante Syrien-Treffen Mitte Januar noch mit Vertretern der Obama-Regierung, das von Russland und der Türkei organisierte Treffen Ende Januar aber mit Vertretern der Regierung Trump stattfindet.

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