US-Wahl 2016
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Ist das ein Film? Eine Realityshow? Ein Traum? Ja, für Donald Trump muss es sich so anfühlen. Er steht auf der Bühne des Hilton Hotels in Manhattan, New York. Es ist halb drei Uhr nachts, seine Anhänger jubeln ihm zu, neben ihm lächeln seine Frau Melania und Tochter Ivanka um die Wette. Trump ist der gewählte Präsident des mächtigsten Landes der Erde. Er weiß es jetzt. Es war knapp, aber er hat gewonnen.

„Ich freue mich, euer Präsident zu werden“, sagt Trump. Er, der Lautsprecher, der Angeber, der Demagoge, gibt sich in der Stunde seines Sieges ungewohnt demütig, versöhnlich. Er reicht seinen Gegnern die Hand zur Versöhnung, eine erstaunliche, aber womöglich auch leere Geste. „Wir müssen als Nation zusammenkommen. Ich werde der Präsident aller Amerikaner sein“, sagt er in seiner Rede.

Trump, der politische Außenseiter, von Präsident Barack Obama verspottet, von den politischen Experten unterschätzt, erlebt den Moment seines Lebens. Er hat es allen gezeigt, den schlauen Medienleuten, die ihn schon abgeschrieben hatten, den Strippenziehern der Republikaner, die ihn eigentlich nie mitspielen lassen wollten. Jetzt steht er hier und hat es tatsächlich geschafft. „Danke euch“, ruft er.

Trump hat ein erstaunliches Talent bewiesen: Anders als die meisten seiner Konkurrenten hat er erkannt, dass es in großen Teilen des Landes eine tiefsitzende Verunsicherung und schwere innere Konflikte gibt. Er hat dieses Gefühl geschickt, aber auch mit einer Skrupellosigkeit ausgeschlachtet, die mit allen Regeln brach und eine Dynamik entfaltete, die weder seine Partei noch seine Gegner richtig kontrollieren konnten. Trumps plumpe, populistische Botschaft: Ich bin keiner von denen in Washington. Und nur ich kann das System in Ordnung bringen. Vertraut mir.

Trump hat schon immer gutes Gespür für die Stimmung der Massen gehabt. Als Immobilientycoon hat er es durch eine geschickte Public-Relations-Strategie geschafft, seinen Namen zu einer Marke zu machen, die für Glamour und Reichtum steht. Er ist ein Meister der Schlagzeilen, der weiß, wie er über Medienauftritte Aufmerksamkeit erzielt. Seine TV-Show „The Apprentice“ war ein gigantischer Erfolg bei der weißen Mittelklasse.

Trump hat die Regeln des politischen Betriebs auf den Kopf gestellt. Er hat nie ein politisches Amt ausgeübt, er verfügt über keinerlei politische Erfahrung. Trotzdem wurde er gewählt, oder vielleicht sogar: gerade darum.

Trump hat jetzt eine gewaltige Machtfülle. Der Senat und das Abgeordnetenhaus bleiben beide in republikanischer Hand, was dem Milliardär einen Spielraum gibt, wie ihn lange kein Präsident hatte. Für seine politischen Pläne, aber auch in der Frage, wer den freien Sitz am Supreme Court erhalten wird, hat er nun weitgehend freie Hand. Schier unglaublich für einen, dessen Kampagne phasenweise so fragil erschien, dass manch einer selbst einen Ausstieg aus dem Rennen nicht ausschließen wollte.

Die Männer von gestern

Mehrfach hat Trump betont, was ihm für die ersten Wochen und Monate vorschwebt. Trump wird zunächst ein Kabinett aufstellen müssen, es gibt erste Namen für erste Posten. Newt Gingrich, in den Neunzigerjahren einer der führenden Republikaner, könnte Außenminister werden, Rudy Giuliani, der Ex-Bürgermeister von New York, ist für das Amt des Justizministers in Gespräch. Trump wird, so ist zu erwarten, viele seiner Vertrauten, die ihm in den vergangenen Jahren zur Seite standen, belohnen.

Trump wird liefern müssen, jedenfalls aus der Sicht seiner Anhänger, und man kann schwer abschätzen, was das für das Land eigentlich bedeutet. Der New Yorker träumt davon, viele der Säulen aus Barack Obamas Präsidentschaft umzustürzen, die acht Jahre seines Vorgängers im Grunde genommen auszuradieren. Die gesetzliche Krankenversicherung will er abschaffen, das Atomabkommen mit dem Iran möglicherweise neu verhandeln, Trump plant, die globale Handelspolitik einzugrenzen und Einwanderer ohne Papiere massenhaft auszuweisen. Amerika zuerst, das ist sein Motto. Mit ihm, dem starken Mann an der Spitze.

Aber klar ist auch, dass Trump ein Land regieren wird, das so gespalten ist, sich in einer solch tiefen Krise befindet wie lange nicht. Noch am Abend gab es in New York und Washington Proteste. Es kann sein, dass der Frust vieler Amerikaner über den Wahlsieg des 70-Jährigen in den kommenden Wochen auch andernorts zu beobachten sein wird. Die Hälfte des Landes hat seine Rivalin gewählt, viele wohl vor allem deshalb, um Trump zu verhindern. Bei jedem normalen Kandidaten würde man davon ausgehen, dass er zumindest nach einem Weg sucht, den Gegnern eine Stimme zu geben.

Aber was ist schon normal an Trump? Nichts.

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Video-Kommentar: „Wir sind endgültig im Zeitalter des Populismus angekommen“

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