Donald Trump war lange Zeit nicht der Lieblingskandidat der Republikaner, und auch jetzt ist er in seiner eigenen Partei umstritten. Trump agiert als Präsident unberechenbar – kaum jemand kann voraussagen, was er als nächstes tut. Laut US-Medien sollen sich einige führende Republikaner deshalb bereits heimlich auf die nächsten Präsidentschaftswahlen 2020 vorbereiten – ohne Trump.
Es wäre ein ungewöhnlicher Schritt für die Republikaner, ihren eigenen Präsidenten nach der ersten Legislaturperiode nicht mehr zu unterstützen. Üblicherweise kandidiert der amtierende US-Präsident erneut. Erst nach einer zweiten Amtszeit kann er nicht noch einmal antreten.
Doch laut „New York Times“ lassen sich einige Republikaner auffällig häufig in verschiedenen Wahlkreisen blicken. Die Zeitung wertet das als Aufwärmprogramm für die kommenden Präsidentschaftswahlen 2020, als eine Schattenkampagne gegen Donald Trump. Die Möchtegern-Kandidaten sollen bereits Kontakt zu wichtigen Geldgebern und Interessengruppen aufgenommen haben und kräftig an ihren Profilen feilen.
„Sie sehen Schwäche in diesem Präsidenten“
Trump selbst hat bisher nicht angedeutet, dass er auf eine erneute Kandidatur verzichten würde – im Gegenteil. Doch mehrere Republikaner haben laut „NYT“ bereits deutlich gemacht, dass eine Kandidatur des Präsidenten noch offen sei und andere Bewerber bereits in den Startlöchern stünden. „Sie sehen Schwäche in diesem Präsidenten“, sagte Senator John McCain, einer der schärfsten Widersacher Trumps.
Bei einigen seien die Absichten bereits offensichtlich, bei anderen zumindest zu erahnen. Mike Pences Terminkalender sei bereits so voll, dass einige Republikaner scherzten, er benehme sich nicht wie ein Vizepräsident, der erst vor sechs Monaten ernannt wurde, sondern wie einer, der sich für das Amt des US-Präsidenten warmlaufe. Pence habe bereits ein eigenes Spendensammel-Komitee, das mit dem von Trump mithalten könne.
Einige in der Parteiführung seien bemerkenswert offen gegenüber Pence als möglichen Kandidaten, sagte der Konservative Charlie Dent, Abgeordneter für Pennsylvania. Für einige seien ideologische Gründe ausschlaggebend, Pence zu unterstützen, für andere sei es eine Frage des Stils. Viele beschwerten sich über die Instabilität, das Chaos und die Unfähigkeit, die Trump umgebe.
Offiziell signalisieren die Schattenkandidaten, sie würden nur antreten, falls Trump 2020 nicht verfügbar sein sollte. Nur John Kasich, der im Vorwahlkampf der Republikaner gegen Trump kandidiert hatte, ist deutlicher geworden. In mehreren Interviews kündigte er an, nochmals zu kandidieren, selbst wenn Trump eine zweite Amtszeit anstreben sollte.
„Wir arbeiten nicht für den Präsidenten“
Und er ist nicht der einzige, der Trump die Stirn bietet. Erst Anfang der Woche hatte Senator Jeff Flake in seinem Buch „Conscience of a Conservative“ Trump aufs heftigste kritisiert. Flake ist konservativer Republikaner und vertritt Arizona im US-Senat. Im kommenden Jahr geht es für ihn um die Wiederwahl.
Andere, konservative Senatoren könnten seinem Beispiel vor den Kongresswahlen im kommenden Jahr folgen – und zu Trump auf Distanz gehen. „Wir arbeiten für das amerikanische Volk. Wir arbeiten nicht für den Präsidenten“, sagte beispielsweise Tim Scott, republikanischer Senator von South Carolina.
Der Präsident und die Senatoren – ein schwieriges Verhältnis, und es beruht auf Gegenseitigkeit. Denn Trump ist auf seine Parteikollegen ebenfalls nicht gut zu sprechen, besonders seit seine Gesundheitsreform im Senat gescheitert ist: Auf Twitter beschimpfte er einige Senatoren als „Deppen“.
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